Wissenschafter in Australien schlagen Alarm: Mit multiresistenten Keimen infizierte Seemöwen könnten die Keime ihrerseits an Menschen übertragen und damit schwerwiegende Krankheiten auslösen. Nach Angaben von Forschern der Murdoch University in Perth sind rund 20 Prozent der Silbermöwen in Australien mit multiresistenten E. coli-Bakterien infiziert.
Bakterien dieser Art können Krankheiten wie Harnwegsinfekte, Blutvergiftung oder Meningitis verursachen. Die in der Fachzeitschrift "Journal of Antimicrobial Chemotherapy" veröffentlichte Studie der Forscher basiert auf Proben von 550 Silbermöwen. "Wir hatten nicht erwartet, so hohe Werte an multiresistenten Kolibakterien zu finden", sagte der Wissenschafter Mark O'Dea am Mittwoch.
Kontakt mit menschlichen Fäkalien
Bei den Bakterien, welche die Wissenschafter in den Möwen nachweisen konnten, handelt es sich um Keime, welche ursprünglich vom Menschen stammen. "Die Möwen haben die Bakterien irgendwie von Menschen aufgenommen", erklärte O'Dea. Sein Forscherteam geht davon aus, dass sich die Vögel beim Kontakt mit menschlichen Fäkalien mit den Keimen infiziert haben, etwa im Abwasser oder an entsorgten Babywindeln.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt seit langem vor den Folgen sogenannter Superbazillen für die moderne Medizin. Diese Bakterien sind resistent gegen Antibiotika.
Die Gefahr, dass Seemöwen Infektionen an Menschen übertragen könnten, ist O'Dea zufolge "ziemlich gering", aber nicht auszuschließen. Einige der Bakterien, die bei den Möwen nachgewiesen wurden, seien bereits resistent gegenüber "durchaus wichtigen" Medikamenten, betonte er.