Wohlverdiente Urlaube stehen vor der Tür und das Heim wird für Wochen unbenutzt gelassen; andere zieht es in der warmen Jahreszeit in den Zweitwohnsitz, der in den Monaten davor nur sporadisch besucht wurde: Das sind Situationen, in denen das Wasser, das eigentlich in guter Qualität aus unseren Leitungen kommt, zum Krankheitsüberträger werden kann.
Steht warmes Wasser (25 bis 45 Grad) über einen längeren Zeitraum, können sich Legionellen bilden: Diese Erreger können eine gefährliche Form der Lungenentzündung auslösen.
Während das Trinken von Wasser, das mit Legionellen belastet ist, kein Problem darstellt, kommt es zur Ansteckung, wenn feinste Wassertröpfchen eingeatmet werden: Das passiert typischerweise beim Duschen. Im Jahr 2017 gab es in Österreich 218 Fälle von Legionellen - zehn davon endeten tödlich.
Der Hygiene-Experte Ojan Assadian geht jedoch von einer Dunkelziffer aus: „Laut Schätzungen können wir von 120 Toten pro Jahr in Österreich ausgehen, die an einer Legionella-Infektion sterben, ohne dass die Krankheit richtig diagnostiziert wird.“
Gefährlich für geschwächte Menschen
Damit gehören Legionellen zu den gefährlichsten Erregern der Lungenentzündung. Dass die Fälle in den letzten Jahren steigen, liege einerseits daran, dass bei Lungenentzündungen öfter Tests auf Legionellen durchgeführt werden und damit mehr Fälle entdeckt werden. Andererseits könnte aber auch die Klimaerwärmung zum Anstieg beitragen.
Wirklich gefährlich sind Legionellen für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, an chronischen Lungenkrankheiten leiden, schon älter oder Raucher sind - bei ihnen kommt es eher zum schweren Verlauf.
Wasser rinnen lassen
Wie kann man sich nun aber davor schützen, nach dem Urlaub in einem krankmachenden Duschnebel zu stehen?
„Unsere Empfehlung lautet: Das Wasser so lange rinnen lassen, bis es konstant kalt ist“, heißt es auf Anfrage bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, kurz Ages. Ist man zu Hause, werde das Wasser durch den normalen Gebrauch ohnehin regelmäßig ausgetauscht.
Ist man länger nicht daheim - Urlaube, Spitalsaufenthalte -, empfiehlt es sich, das Wasser bei allen Hähnen so lange laufen zu lassen, bis die Temperatur konstant ist.
Typische Gefahrenstellen
Auch beim Forum Wasserhygiene sagt Martin Taschl: „2 bis 3 Minuten laufen lassen reichen wohl aus, um mögliche Erreger auszuspülen.“ Es gebe aber typische Gefahrenstellen, wo das Wasser lange in der Leitung stehe und Bakterien leichtes Spiel hätten: Wellness-Anlagen im Eigenheim, die nur selten genutzt werden, vor allem der Whirlpool. Auch Gartenauslässe, in denen das Wasser lange steht, und Zweitwohnsitze, die nur selten besucht werden.
„Eigentlich sind Legionellen kein Problem von privaten Haushalten, sondern kommen viel mehr in großen Gebäuden mit weitverzweigten Leitungssystemen oder Kühltürmen vor“, heißt es von der Ages. Krankenhäuser, Altersheime oder Bäder seien typische Gefahrenorte - und auch Autowaschanlagen, wie man seit zwei Ansteckungsfällen in der Steiermark weiß.
Achtung bei Zweitwohnsitz
Auch in Hotels außerhalb der Saison, in Schulen und Kindergärten in der Ferienzeit kann es zur sogenannten „Stagnation“ von Wasser kommen: Fließt wenig Wasser, besteht immer die Gefahr einer Kontamination. Daher gelte auch hier: vor Gebrauch durchspülen. „Unsere Probleme mit der Trinkwasserqualität sind in erster Linie ‚hausgemacht’“, sagt Wimberger. „Der überwiegende Teil der Legionella-Infektionen wären verhinderbar“, fügt Hygiene-Spezialist Assadian an.
Wie sieht nun ein sorgfältiger Umgang mit Wasser aus?
- Nach längerer Abwesenheit oder Nicht-Benützung von Wasserhähnen: Das Wasser so lange laufen lassen, bis die Temperatur konstant ist.
- Ist die Warmwasserquelle (Boiler) auf höhere Temperaturen (ab 60 Grad) eingestellt, werden die Bakterien auch abgetötet.
- Das Wasser sollte richtig temperiert sein: Kaltwasser sollte nach 30 Sekunden maximal 20 Grad, Warmwasser mindestens 55 Grad haben.
- Schläuche, Brauseköpfe und vor allem Filtersysteme regelmäßig warten lassen.