Eine gesunde Stimme ist nur ein Thema für Schauspieler oder Moderatoren? Von wegen, sagt der HNO-Arzt und Phoniater Georg Hammer: „Es gibt doch heute kaum noch einen Beruf, der ohne kommunikative Tätigkeiten auskommt.“ Außerdem ist die Stimme für jeden Menschen das wichtigste Kommunikationswerkzeug – „aber wie wichtig die Stimme für unser Leben ist, fällt uns leider meist erst dann auf, wenn wir sie nicht mehr haben“, sagt Hammer.

Was macht der Stimme nun besonders zu schaffen? Laut Hammer können das einerseits Reize von außen sein: Dazu zählt zum Beispiel Zigarettenrauch - „jeder weiß, wie angegriffen die Stimme nach einem Abend in einem verrauchten Lokal ist“, sagt Hammer. Aber auch Infekte oder Allergien können die Stimme belasten. „Alles, was die Schleimhaut reizt, tut der Stimme nicht gut“, sagt Hammer.

Georg Hammer, Phoniater
Georg Hammer, Phoniater © (c) Sissi Furgler Fotografie
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Andererseits ist es die Überbeanspruchung, die unserer Stimme schadet. „Alle Menschen, die berufsbedingt viel oder besonders laut reden müssen, haben ein erhöhtes Risiko dafür, irgendwann Probleme mit ihrer Stimme zu bekommen.“ Während Schauspieler, Sänger oder auch Radiomoderatoren eine spezielle Stimmausbildung bekommen, braucht das aber nicht jeder „Stimmarbeiter“.

„Manche Berufsgruppen benutzen ihre Stimme wie Hochleistungssportler“, sagt Hammer – für alle anderen sei es aber ausreichend, mit seiner Stimme gut umzugehen. Dazu zählt zum Beispiel, die Stimme vor dem Einsatz aufzuwärmen: „Dafür reichen schon einfache Summ-Übungen in der Früh“, sagt Hammer.

Schonung und Inhalation

Der Phoniater vergleicht die Überlastung der Stimme mit einem Muskelkater: „Auch nach intensivem Sport braucht es eine Phase der Erholung zur Regenration“, sagt Hammer. Und so sei die wichtigste Maßnahme nach einem intensiven Stimm-Einsatz: Schonung. Betroffene sollten möglichst wenig sprechen. „Die Stimme braucht eine Pause und das ist gleichzeitig die wichtigste Therapie bei einer Überbelastung“, sagt Hammer.

Oder man gönnt seiner Stimme eine Wellness-Behandlung: Der Experte rät dabei zu Inhalationen, mit Wasserdampf, Salbei- oder Salzlösungen. „Lutschtabletten oder Tees helfen eher wenig, da diese nicht an die Stimmlippen kommen“, sagt Hammer.

Bitte nicht flüstern!

Was Sie jedoch nicht tun sollten, wenn Ihre Stimme bereits angeschlagen ist: Flüstern. „Flüstern ist ein ganz anderes Bewegungsmuster, beansprucht andere Muskeln und kann in der Folge zur zusätzlichen Belastung führen“, sagt Hammer.

Schonung und Inhalationen sind also die zwei Säulen der Selbsttherapie – hält eine Heiserkeit aber über zwei bis drei Wochen an, sollte man unbedingt den HNO-Arzt aufsuchen. „Der Arzt wird in den wenigsten Fällen etwas wirklich Gefährliches wie einen Tumor finden“, sagt Hammer – meist sei die Ursache eine funktionelle Störung, die zum Beispiel auf eine Überbeanspruchung zurückgeht.

„Je früher eine Fehl- oder Überbeanspruchung entdeckt wird, desto besser“, sagt Hammer. Er vergleicht das Phänomen wieder mit dem Sport: Je länger die Muskulatur falsch oder zu intensiv beansprucht werde, desto schwieriger sei es, ein Verhaltensmuster zu ändern – das gleiche gelte auch für die Stimme. „In diesen Fällen hilft die Logopädie“, sagt Hammer – dadurch werde die Stimme trainiert, um für Belastungen gewappnet zu sein.

Beulen und Knoten an den Stimmlippen

Wer seine Stimme allerdings dauerhaft überbeansprucht und ihr keine Erholung gönnt, läuft Gefahr, dass sich auch organische Veränderungen bilden - „das können kleine Beulen oder Knötchen an den Stimmlippen sein“, sagt Hammer. Was dann zu tun ist, müsse individuell entschieden werden, in manchen Fällen kann eine Operation notwendig sein.

Auch andere Erkrankungen können sich auf die Stimme auswirken: Stimmstörungen können ein Zeichen von Parkinson oder Multiple Sklerose sein. „Im Alter ist es aber auch ein ganz natürlicher Prozess, dass die Stimme schwächer wird, die Muskulatur lässt auch im Kehlkopf nach“, sagt Hammer. Und: Auch ein Tumor kann hinter Stimmproblemen stecken – bedroht sind vor allem Raucher und Menschen, die zu viel Alkohol trinken.