Ulrike Grabmairwar drei Jahre alt, als sie ihren ersten Migräneanfall hatte – wie bei vielen Kindern zeigte sich die Migräne durch Übelkeit und Erbrechen. „Wir gingen zum Arzt, der hat aber nichts gefunden“, sagt Grabmair. Etwa jeden zehnten Tag hatte sie als Mädchen einen Anfall, was für die ganze Familie eine immense Belastung darstellte: abgesagte Familienfeiern, verschobene Urlaube, Wochenende, die in dunklen Zimmern verbracht werden mussten.
Es sollte 15 Jahre dauern, bis sie die Diagnose Migräne mit Aura bekam – eine Erlösung, wie sie sagt, da sie endlich wusste, was los ist. Sie begann Migräne-Medikamente zu nehmen, hatte plötzlich ein Mittel, mit denen sie keinen Schmerz mehr spüren musste, uneingeschränkt funktionieren konnte. „Aber ich habe viel zu viele Medikamente genommen, ich wollte gar nicht mehr wissen, wie viele Attacken ich habe.“
Doch irgendwann stellte sie sich der Frage: Welche meiner Verhaltensweisen lösen die Migräne aus? „Ich war schon als Kind sehr leistungsorientiert, perfektionistisch bis zum Umfallen, rastlos“, beschreibt Grabmair eine Persönlichkeitsstruktur, die sie auch an vielen anderen Migräne-Betroffenen beobachtet. Heute arbeitet sie als Mentalcoach und hilft Betroffenen dabei, mit dem „Gewitter im Kopf“ leben zu lernen.
„Die Migräne ist wie eine dunkle Wolke, die nicht nur das eigene Leben, sondern die ganze Familie dominiert“, sagt Grabmair. Der größte Leidensdruck seien für Betroffene nicht die Schmerzen, auch wenn sich diese anfühlen, „als würde mit einem Hammer von innen gegen den Schädel geschlagen werden“, immer wieder. „Was Betroffene meisten belastet, ist das Drumherum: die Wut auf den eigenen Körper, der innere Druck, zu funktionieren, die Schuldgefühle gegenüber Familie oder Kollegen, die Hilflosigkeit, der Krankheit ausgeliefert zu sein.“
Wo jeder einzelne daher ansetzen könne, ist die Frage: Wie gehe ich mit der Erkrankung um? Lasse ich zu, dass Migräne mein ganzes Leben dominiert? An der Tatsache, dass man Migräne hat, kann man nichts ändern – aber: „Ich kann immer etwas für mich selbst tun“, sagt Grabmair – sei das durch Entspannungstechniken, durch Änderungen im Verhalten, durch ein Kopfschmerztagebuch.
„Migräne ist oft ein Zeichen von Überlastung – auch ich musste lernen, meine Grenzen zu akzeptieren“, sagt Grabmair. Das Ziel sei: Raus aus der Resignation und „aktiv etwas zu tun, das mir guttut“.