Mit 154 Erkrankungen gab es im letzten Jahr so viele Fälle von FSME wie schon seit 20 Jahren nicht mehr. Die Erkrankung forderte außerdem fünf Todesopfer: Das ist die Bilanz des Zeckenjahres 2018, die Experten veranlasst, zum Impfen aufzurufen.
„Gegen FSME gibt es keine Therapie, nur die Impfung schützt“, sagt Florian Thalhammer, Infektiologe an der MedUni Wien. Dass fünf Menschen an der Frühsommer-Meningoenzephalitis gestorben sind, sei „eine Schande“. Zwar liegt die Durchimpfungsrate seit Jahren konstant um die 82 Prozent – doch nur 62 Prozent der Bevölkerung würden das korrekte Impfschema (siehe Infobox) einhalten und seien damit auch geschützt.
Das vergangene Jahr war zudem ein „Zecken-Superjahr“, wie Forscher der Vetmeduni Vienna aufzeigen: 422 Tiere pro Quadratmeter Wald und Wiese wurden gezählt – die höchste je beobachtete Zeckendichte. Die Prognose für das Jahr 2019 ist harmloser: Mit 236 Zecken pro Quadratmeter komme ein mittelmäßiges Zeckenjahr auf uns zu.
Gefährliche FSME
Je älter ein Zeckenstichopfer ist, desto schwerer verläuft die FSME: Dabei kommt es nach anfänglichen Beschwerden, die einer Grippe ähnlich sind, zu einer zweiten Krankheitsphase, in der es zu Gehirn- oder Gehirnhautentzündungen kommen kann. Gefürchtet sind die Spätfolgen für das zentrale Nervensystem, die zu Lähmungen führen können. Zwar gebe es eine wachsende Impfskepsis in der Bevölkerung – die FSME-Impfung betreffen diese Zweifel aber kaum.
„Die Ursachen für Impflücken sind banaler, die Menschen vergessen aufs Auffrischen oder verlängern die Impfintervalle bewusst“, sagt Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Ärztekammer. Letzteres sei keine gute Idee, da der Impfschutz nicht mehr gewährleistet sei. In den Apotheken gibt es den Impfstoff noch bis August zu vergünstigten Preisen.
Riesenzecke überträgt gefährliches Fieber
Das Jahr 2018 brachte nicht nur eine enorm hohe Anzahl an Zecken, sondern auch eine ganz neue Art mit sich: Die tropische Riesenzecke Hyalomma wurde erstmals in Österreich entdeckt. „Diese Zecken kommen mit den Zugvögeln zu uns und können sich aufgrund der warmen Temperaturen weiter entwickeln“, erklärt Parasitologe Georg Duscher.
Hyalomma-Zecken sind nicht nur um ein Vielfaches größer als heimische Zecken, sie können auch gefährliche Viruserkrankungen wie das Krim-Kongo-Fieber übertragen – das ist ein hämorrhagisches Fieber wie Ebola. „Die Wahrscheinlichkeit, sich damit anzustecken, ist aber gering“, sagt Duscher. Der Forscher bittet jedoch, dass große Zecken mit gestreiften Beinen (siehe Bild) fotografiert oder in einem verschließbaren Plastikgefäß an die veterinärmedizinische Universität Wien geschickt werden.
Die Borreliose wird von heimischen Zecken weitaus häufiger übertragen als FSME – diese ist aber mit Antibiotika gut behandelbar. Infektiologe Thalhammer warnt jedoch eindringlich vor selbst ernannten „Gurus“, die angebliche Borreliose-Infektionen mit Antibiotikakuren behandeln. „Das ist purer Schwachsinn, die längste notwendige Antibiotika-Behandlung dauert drei Wochen.“