Zehn Jahre nachdem Frank Madeo mit der Entdeckung von Spermidin und seinem lebensverlängernden Effekt weltweit für Schlagzeilen sorgte, hat sein Forscherteam nun einen weiteren Durchbruch erzielt: Der Pflanzenstoff DMC kann die Selbstreinigung der Zellen anregen und so das Leben verlängern.
Für Didac Carmona-Gutierrez vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz ist die sogenannte Autophagie einer der wichtigsten Prozesse im menschlichen Körper, um die Zellen gesund und leistungsfähig zu halten.
Zusammenhang mit Demenz oder Krebs
In diesem Prozess des "sich selbst Fressens" werden beschädigte zelluläre Bestandteile abgebaut und entfernt. Gleichzeitig wird Rohmaterial zum Aufbau neuer Moleküle produziert. Wird dieser permanente Recyclingprozess im Laufe des Lebens gestört oder beeinträchtigt, lagert sich der zelluläre Müll in der Zelle ab und hindert diese daran, reibungslos zu funktionieren. Das wiederum wird mit Demenz, Diabetes, Atherosklerose und auch dem Auftreten von Tumoren in Verbindung gebracht.
Ausgelöst wird die Zellreinigung unter anderem durchs Fasten. Wie die Grazer Forscher um Frank Madeo und Tobias Eisenberg schon vor rund zehn Jahren herausgefunden haben, kann aber auch die körpereigene Substanz Spermidin den zellulären Reinigungsprozess der Autophagie in Gang setzen.
Zuletzt hat das von Graz aus geleitete internationale Forscherteam sogenannten Flavonoide, eine Substanzgruppe in Pflanzen, die nach Ansicht vieler Forscher die Zellgesundheit fördert, auf ihren Einfluss auf die Zellreinigung hin untersucht. Mit 4,4'-Dimethoxychalcone, kurz DMC, haben sie einen weiteren Naturstoff gefunden, welche die Autophagie auslösen und dadurch die Lebensspanne verschiedener Organismen verlängern kann. "Insgesamt haben wir mehr als 200 Substanzen geprüft", sagt Carmona-Gutierrez, der die Studie gemeinsam mit Andreas Zimmermann und Frank Madeo leitete.
In asiatischer Heilpflanze
"Die Substanz DMC löst in verschiedenen Organismen, von Hefe über Würmern und Fliegen bis zu humanen Zellkulturen, den gesundheitsfördernden Zellreinigungseffekt aus", hielten die führenden Autoren der Studie vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz, fest.
Gefunden haben die Grazer Forscher die Substanz in einer Heilpflanze der traditionellen asiatischen Volksmedizin namens Ashitaba. Diese blühende Pflanzenart aus der Karottenfamilie wird mit wissenschaftlichem Namen Angelica keiskei genannt. "Durch das breit aufgestellte Team war es möglich, die positive Wirkung des DMC in einer großen Palette von Organismen zu bestätigen", hob Carmona-Gutierrez hervor. Getestet wurde die Substanz auf ihre Wirkung auf Hefe, Fliegen, Würmer und humane Zellen in Zellkultur, schilderte Carmona-Gutierrez.