Die Information in der Bevölkerung über den Unterschied zwischen einer Influenza, also einer "echten" Grippe, und einem grippalen Infekt ist mangelhaft. Die meisten Menschen können diese beiden Erkrankungen kaum unterscheiden, was zu vielfältigen Irritationen und Mythenbildung führt. Das zeigt eine aktuelle, internationale Studie in Belgien, Kroatien und Österreich unter der Leitung von Kathryn Hoffmann von der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin der MedUni Wien. Der mangelhafte Wissensstand war in allen drei Ländern übrigens gleich.
"Influenza und grippaler Infekt sind zwei verschiedene Paar Schuhe", betont Kathryn Hoffmann. "Die klar abzugrenzenden Influenza-Viren lösen eine Erkrankung aus, deren Verlauf schwer sein kann. Ein grippaler Infekt dagegen entsteht durch infektiöse Viren, von denen es hunderte Arten gibt. Der Verlauf und die Symptome sind in den allermeisten Fällen viel harmloser." Zusatz: "Aus einem grippalen Infekt wird auch - entgegen der landläufigen Meinung - nie eine echte Grippe."
Unterschieden werden können die beiden Erkrankungen vor allem an ihrem Beginn: Während Influenza blitzartig mit Gliederschmerzen und Fieber beginnt und man sich Stunden vorher noch bestens gefühlt hat, fängt ein grippaler Infekt meistens - im Gegensatz zur Influenza - mit Halsschmerzen, Schnupfen und Husten an und startet eher langsam und verlaufend. Auch steigt die Körpertemperatur hier eher langsamer an.
Hoffmann: "Unsere Studie zeigt aber, dass die Menschen immer dann, wenn Fieber eines der Symptome ist, sofort an eine 'echte' Grippe denken." Das ist auch der Grund, warum viele Personen, die gegen Influenza geimpft sind und dann trotzdem Fieber und grippeähnliche Symptome bekommen, glauben, dass der Impfstoff wirkungslos sei. "Sie werden zu Impfskeptikern, dabei haben sie einfach nur einen grippalen Infekt - und den kann man leider auch trotz einer Influenza-Impfung bekommen", erklärt die MedUni Wien-Expertin.
Daher sei es auch überaus ratsam, sich immer wieder gegen die saisonale Influenza impfen zu lassen, die bei schwerem Verlauf sogar tödlich enden kann. Eine bereits 2013 unter der Leitung von Theresia Popow-Kraupp vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien durchgeführte Studie für den Raum Wien hat ergeben, dass im Verlauf einer saisonalen Grippewelle allein in Wien rund 300 Menschen an den Folgen einer Influenza, die häufig zwei, drei Wochen dauern kann, sterben.
Während man sich aber vor einer Influenza mit einer Impfung grundsätzlich schützen kann (der jeweilige saisonale Impfstoff wirkt mit einer Zuverlässigkeit von 60-95 Prozent), ist man den infektiösen Viren des grippalen Infekts schutzlos ausgesetzt. Hoffmann erklärt: "Irgendwann ist der Schwellenwert an Viren, den unser Immunsystem abwehren kann, überschritten, dann bekommen wir einen grippalen Infekt. Durch gesunde Lebensstilmaßnahmen, die das Immunsystem stärken, oder mit penibler Händehygiene können wir den Schwellenwert jedoch nach oben treiben."
Auch die Bezeichnung "Verkühlung" ist nicht ganz korrekt - dass man sich leichter mit Viren infiziert, wenn man friert, ist nicht vollständig geklärt. Entscheidend ist in jedem Fall der Kontakt mit den viralen Krankheitserregern. Ein grippaler Infekt ist aber - im Gegensatz zur "echten" Grippe - bei viel Ruhe und Erholung meist in fünf Tagen überstanden.