Es wiederholt sich das Bild des letzten Jahres: Auch heuer neigen sich die Vorräte an Vierfach-Impfstoffen gegen die Grippe schon zuneige - lange bevor die Grippewelle bei uns ankommt. Laut Zahlen aus dem Großhandel werde der Vierfach-Impfstoff nur noch für zwei Tage verfügbar sein - das ergab eine Hochrechnung des Verbandes der Arzneimittelvollgroßhändler (Phago). Das bedeutet jedoch nicht, dass die Impfstoffe in den Apotheken nicht mehr verfügbar sind - da Apotheken Einzelunternehmen sind, gibt es dazu aber keine einheitliche Information.

In den Lagern der Großhändler sind demnach noch Impfstoffe für zwei Tage vorrätig, dann ist kein Vierfachimpfstoff mehr lieferbar. Im letzten Jahr konnten nach dem Engpass noch Chargen aus dem Ausland nachgeliefert werden - doch diese Möglichkeit gibt es heuer nicht, der große Nachbar Deutschland gibt nichts mehr ab, das es auch dort Engpässe gibt, ist die Information von Phago.

Dreifach-Impfstoff verfügbar

Nach wie vor sind alternativ auch die Dreifach-Influenza-Impfstoffe für alle Altersgruppen vorhanden. Das große Problem im Vorjahr war, dass jener Influenza-Stamm, der für die meisten Krankheitsfälle verantwortlich war, nur im Vierfach-Impfstoff enthalten war. Daher wurden für 2018/2019 von der Pharmaindustrie vermehrt Vierfach-Impfstoffe (zwei B-Stämme, zwei A-Stämme) produziert.

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Dass jetzt die Vierfach-Vakzine von der Industrie bereits vollständig ausgeliefert sind, ist keine Tragik: Noch weiß niemand, welcher B-Stamm der Influenza in dieser Saison wirklich auftauchen wird - und ob das überhaupt besonders stark der Fall sein wird. Die Dreifach-Impfstoffe sind deshalb ebenfalls gut geeignet. Die Influenza A verläuft übrigens zumeist deutlich schwerer als eine Influenza B, was den Schutz gegen erstere besonders wichtig macht.

Beschränktes Kontingent

Die generelle Problematik liegt in der beschränkten Produktionskapazität von Impfstoffen insgesamt und von Influenza-Impfstoffen im Speziellen. Die Pharmakonzerne planen für die einzelnen Staaten, in die geliefert wird, jeweils fast ein Jahr voraus auf der Basis der Verkaufsdaten der vergangenen Influenza-Saison. In der Influenza-Saison 2017/2018 wurden abzüglich der Retouren in Österreich rund 558.000 Dosen der Impfung abgegeben. Das entspricht einer theoretischen Durchimpfungsrate von 6,36 Prozent.

2006/2007 waren es noch 15,36 Prozent gewesen. Daher steht auch für die Influenza-Saison 2018/2019 nur ein beschränktes Kontingent - wohl auf im internationalen Vergleich niedrigem Niveau - zur Verfügung.

"Die Menge, die hergestellt wird, richtet sich nach den Absatzmengen des Vorjahres. Eine gewisse Mehrproduktion für eine allfällige höhere Nachfrage wird zwar mit einkalkuliert, aber wenn die tatsächliche Nachfrage diese Menge übersteigt, kann aufgrund des komplexen Herstellungsprozesses nicht nachgeliefert werden", wurde Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig, in einer Aussendung zitiert.

Eine Lösung dafür, derartige Lieferengpässe zukünftig zu vermeiden, wäre die Bedarfserhebung für Influenza-Impfstoffe durch die öffentliche Hand, meinte man bei der Pharmig. Renee Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbandes der Österreichischen Impfstoffhersteller (ÖVIH): "Gäbe es eine Bedarfserhebung, ließe sich leichter vorausschauend planen. Je früher das nationale Impfgremium und das Ministerium seine Impf-Strategie veröffentlicht, umso eher können die Hersteller sich darauf einstellen und die Produktionsmenge entsprechend planen. Wir brauchen daher auch die Unterstützung der Politik, um unseren Versorgungsauftrag erfüllen zu können."