Weltweit steigt die Resistenz von Krankheitserregern gegenüber Antibiotika. Im Rahmen der Initiative Arznei & Vernunft (A&V) haben nun österreichische Experten die bestehende Antiinfektiva-Leitlinie für Ärzte und Apotheker sowie die entsprechende Patienteninformation auf Basis aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse komplett neu überarbeitet.
(Jahr 2050: 2,4 Millionen Todesfälle wegen Antibiotika-Resistenzen befürchtet)
"Eine Aktualisierung der A&V-Leitlinie zu diesem Thema war angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse dringend notwendig", sagte der Leiter der Expertengruppe Arznei & Vernunft, Ernst Singer. "Wir haben bei dieser Leitlinie besonders darauf geachtet, dass sie im Praxisalltag gut einsetzbar ist. Schließlich stellen Infektionen im ambulanten Bereich eine der häufigsten Krankheitsformen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen dar." Die Empfehlungen basieren auf aktuellen Studienergebnissen und internationalen Leitlinien und geben einen Überblick über die Resistenz-Situation in Österreich sowie über moderne Diagnose- und Therapiemethoden.
Verbrauch im europäischen Vergleich sehr niedrig
"Die erfreuliche Nachricht ist, dass in Österreich die Gesamtmenge an verbrauchten Antibiotika pro Einwohner im europäischen Vergleich sehr niedrig ist. Entsprechend niedrig sind auch die Resistenzraten", wurde Alexander Biach, Verbandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, in einer Aussendung zitiert. Allerdings, wie Biach weiter erklärte: "Antibiotika werden in Österreich jedoch im Winter überdurchschnittlich häufig verschrieben. In anderen Ländern wie Dänemark, Schweden oder Norwegen sind derartige saisonale Schwankungen kaum zu finden."
Laut dem Präsidenten des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig), Martin Munte, befinden sich derzeit mehr als ein Dutzend Kandidatimpfstoffe in späten Phasen der klinischen Entwicklung. Hinzu kommen Diagnoseverfahren zur Bestimmung von Resistenzen und neue präventive Therapien. Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Thomas Szekeres, betonte den Wert der Vorbeugung. Hier spielten die Impfungen eine besonders wichtige Rolle. Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, unterstrich die Bedeutung der Patienteninformation. Hinzu kämen die neuen technischen Entwicklungen im EDV-Bereich: "Dabei wird uns auch die flächendeckende Einführung der e-Medikation bis Jahresende 2019 unterstützen, da wir dadurch alle vom Patienten verwendeten Arzneimittel überblicken können."
Die Initiative "Arznei & Vernunft" ist ein gemeinsames Projekt von: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Pharmig, Österreichischer Ärztekammer und Österreichischer Apothekerkammer. Ziel der seit vielen Jahren existierenden Initiative ist ein vernünftiger Umgang mit Arzneimitteln.