Zu viel "gutes" HDL-Cholesterin führt zu einem erhöhten Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisiko. Entsprechende Untersuchungsergebnisse präsentierte Andrea Podczeck-Schweighofer, die Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), am Europäischen Kardiologiekongress in München.
Speziell Personen mit HDL-Werten über 60 Milligramm/Deziliter (1,5 mmo/L) haben einer US-Studie zu Folge ein um fast 50 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf Krankheit zu versterben oder einen Herzinfarkt zu erleiden, als Menschen mit Werten zwischen 41 und 60 Milligramm/Deziliter.
Die Studie basiert auf der Emory Cardiovascular Biobank und hat die Zusammenhänge zwischen HDL-Cholesterin-Werten und dem Infarkt- und Sterblichkeitsrisiko bei 5.965 Personen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren ausgewertet, von denen die meisten bereits eine Herzkrankheit hatten.
Weitere Untersuchung notwendig
"HDL wird häufig als 'gutes Cholesterin' bezeichnet, weil HDL-Moleküle den Transport von Cholesterin aus der Gefäßwand unterstützen und damit das Risiko von verstopften Arterien und Arteriosklerose senken können", erläuterte Podczeck-Schweighofer.
Die Studienergebnisse seien zum einen interessant, weil sie vorliegende Daten erhärten, dass sehr hohe HDL-Cholesterin-Werte eventuell keine Schutzwirkung haben. Zum anderen sei die Studie - im Unterschied zu den meisten sonst verfügbaren Daten - in erster Linie mit Patienten mit bestehenden Herzkrankheiten durchgeführt worden.
Allerdings, räumen die Studienautoren ein, seien weitere Untersuchungen erforderlich, um die Mechanismen im Detail zu verstehen. "Eines ist allerdings klar. Das Mantra vom HDL-Cholesterin als 'gutem' Cholesterin wird nicht mehr für alle gelten", gab Podczeck-Schweighofer zu bedenken.