Louise Brown hieß das Mädchen, das heute vor 40 Jahren als erstes Baby nach einer künstlichen Befruchtung zur Welt kam. Sie wurde als „Kind des Jahrhunderts“ gefeiert, denn mit ihrer Geburt war ein medizinischer Durchbruch gelungen – seither sind acht Millionen Babys nach der In-vitro-Fertilisation zur Welt gekommen. Österreichs erstes IVF-Baby wurde am 5. August 1982 geboren – im Jahr 2015 kamen hierzulande 2410 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung zur Welt.
1 Was sind die häufigsten Ursachen für eine künstliche Befruchtung?
Laut Fruchtbarkeitsspezialistin Monika Wölfler von der LKH-Uniklinik Graz sind verklebte oder nicht-funktionstüchtige Eileiter gemeinsam mit Fruchtbarkeitsproblemen beim Mann die häufigste Ursache für IVF-Behandlungen. „Wir sehen oft ein Zusammenspiel von Problemen bei Mann und Frau“, sagt Wölfler. In der Hälfte aller Fälle von unerwünschter Kinderlosigkeit haben beide Partner Probleme mit der Fruchtbarkeit. Daher sei die ausführliche Untersuchung und Ursachenforschung immer der erste und wichtigste Schritt.
2 Welche Behandlung wird am häufigsten durchgeführt?
Laut Wölfler ist das die hormonelle Stimulation der Eierstöcke der Frau: Dadurch wird das Reifen einer Eizelle gefördert. Nach dieser Behandlung versuchen die Partner, auf natürlichem Weg ein Kind zu zeugen. „Funktionieren aber die Eileiter nicht oder ist der Samenbefund schlecht, hat man nur die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung“, sagt Wölfler. Dazu werden Ei- und Samenzelle in einer Schale zusammen gebracht (siehe Grafik unten).
3 Wie belastend sind Hormonbehandlungen für die Frau?
Bei einer künstlichen Befruchtung haben laut Wölfler viele Frauen Nebenwirkungen: Die Eierstöcke sind stark vergrößert, es kommt zu Spannungsgefühlen, Übelkeit, Kopfschmerzen. „Die Hormongabe ist notwendig, damit mit einem Eingriff gleich mehrere Eizellen entnommen werden können“, erklärt Wölfler. Die körperliche Belastung sei für die Frau zwar größer, betroffen und mitunter belastet seien aber beide Partner.
4 Wie hoch sind die Chancen für eine Schwangerschaft durch eine künstliche Befruchtung?
Die Chancen, nach einer Behandlung schwanger zu werden, liegen bei 35 bis 40 Prozent. Zum Vergleich: Die Chance, einer völlig gesunden und jungen Frau mit gesundem Partner auf natürlichem Weg schwanger zu werden, liegen pro Zyklus bei maximal 30 Prozent. Aber: „Die IVF ist nicht der bessere Weg schwanger zu werden, sondern ein Weg, um Fehlfunktionen auszugleichen“, sagt Expertin Wölfler.
5 Wie viele Embryonen werden eingesetzt?
Laut Wölfler ist das Ziel, einen Embryo in die Gebärmutter einzusetzen – am besten nach fünf Tagen im Brutschrank, dann sind die Chancen auf eine Schwangerschaft am höchsten. Dadurch versucht man, Zwillingsschwangerschaft möglichst zu verhindern, denn: Eine Mehrlingsschwangerschaft birgt immer höhere Risiken für Mutter und Kind.
Sonja Saurugger