Impfskeptiker hat es immer schon gegeben – in den letzten Jahren sei diese Gruppe aber bedrohlich angewachsen, sagt Michael Kundi von der Med Uni Wien. Einerseits gibt es eine konstante Minderheit von echten Impfgegnern, die Impfungen völlig ablehnt und etwa fünf Prozent der Bevölkerung ausmacht. Andererseits gibt es auch die Gruppe jener, die Impfungen skeptisch gegenüberstehen – diese sind in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent gewachsen.

Eine besondere Gefahr sehen Mediziner im neuen Auftreten der Impfgegner: „Gewisse Gruppierungen versuchen Objektivität vorzutäuschen, oft stehen auch eigene finanzielle Interessen dahinter“, sagt Karl Zwiauer, Kinderfacharzt und Initiator des Impftages in Niederösterreich. So versuchen vehemente Impfgegner in den USA zum Beispiel gefälschte Studien in Umlauf zu bringen und täuschen damit Wissenschaftlichkeit vor. „Das ist eine neue Qualität von Falschinformation“, sagt Zwiauer.

Auch die sozialen Medien nutzen Impfgegner als Verbreitungsquelle für Panikmache. Zurück bleiben verunsicherte junge Eltern, „die ihrem Kind auf keinen Fall schaden wollen“, wie die Landessanitätsdirektorin Irmgard Lechner berichtet. „Um diese Eltern aufzuklären, braucht es vor allem Zeit“, sagt Lechner. Bis zu einer Stunde diskutiere sie mit jungen Familien über Impfungen, deren Nutzen, aber auch über Nebenwirkungen, die ja kein Mediziner in Abrede stellt. „Nur gut informierte Eltern können gut entscheiden“, sagt Lechner.

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Krankheiten verschwinden

Information und Aufklärung ist auch laut dem Kinderarzt Robert Winzettel der Schlüssel, um mit Impfskeptikern umzugehen. „Wir dürfen diese Eltern nicht ausgrenzen, denn das treibt sie in die Arme der Pseudowissenschaft“, sagt Weinzettel.

Eine der Hauptursachen für die steigende Impfskepsis ist laut dem Forscher Kundi, dass viele der Krankheiten, gegen die geimpft wird, aus dem Alltag verschwunden sind. „Junge Eltern sehen Krankheiten wie Diphtherie oder die Masern nicht mehr, daher ist es schwer zu vermitteln, dass ihre Kinder trotzdem geschützt werden müssen“, sagt Kundi.

Ausbruch

Was jedoch passiert, wenn man aufhört zu impfen, habe man in der Ukraine gesehen: Aus Kostengründen wurde dort die Diphterie-Impfung abgeschafft. Danach kam es zu einem Ausbruch der Krankheit mit „zigtausenden Fällen und etlichen dramatischen Verläufen“, sagt Kundi. Dass die Krankheit die beste Werbung für eine Impfung ist, weiß auch Kinderarzt Weinzettel: Nach einem Masernausbruch in Niederösterreich gab es regen Zustrom zur Impfung.

Von einer Impfpflicht, wie sie in Italien eingeführt wurde, raten die Experten aber ab. „Wir wollen lieber mündige Patienten“, sagt Zwieauer. Das erreiche man nicht durch Pflicht, sondern durch Aufklärung.