Man bekommt es als Tee, in Ölen gelöst oder naturalistisch in Form der Blüte: CBD ist das neue Hype-Produkt, das sich als legale Alternative im Streit um medizinisches Cannabis etabliert hat. CBD ist ebenso wie THC ein Wirkstoff der Cannabispflanze - aber mit einem entscheidenden Vorteil: Es wirkt nicht berauschend, fällt daher nicht unter das Suchtmittelgesetz und kann legal verkauft werden. Das entdecken immer mehr Anbieter und CBD, kurz für Cannabidiol, ist zu einem großen Geschäft geworden.
Hilfe bei Epilepsie
Begonnen hat der Hype auch mit der Geschichte von Charlotte: Das Mädchen leidet an einer sehr seltenen, aber besonders schweren Form der Epilepsie (Dravet-Syndrom), die bis zu hundert Anfälle pro Tag auslöst und eine normale Entwicklung unmöglich macht.
Die verzweifelten Eltern probierten es mit einem CBD-Produkt - und die Anfälle reduzierten sich drastisch. Diese Geschichte wurde nicht nur medial, sondern auch kommerziell ausgeschlachtet. Tatsächlich kommt bald ein CBD-Arzneimittel auf den Markt, dessen Wirkung gegen diese Epilepsie-Form in Studien bestätigt wurde.
Kaum Studien
„Sonst gibt es aber so gut wie keine klinischen Studien zur Wirkung von CBD“, bemängelt der Wiener Arzt und Cannabis-Experte Kurt Blaas. Das gilt auch für die beworbene Wirkung gegen Tumoren, die beim Menschen noch nicht nachgewiesen wurde. Aufholbedarf hat aber nicht nur die Forschung: Rechtlich befindet sich CBD in einer „trüben Suppe“, wie Blaas sagt.
Das Suchtmittelgesetz ist nicht zuständig, solange der THC-Gehalt der Produkte und Blüten unter 0,3 Prozent liegt. Aber auch das Lebensmittelrecht greift nicht, denn auch wenn CBD-Präparate als Nahrungsergänzungsmitteln beworben werden, entsprechen sie nicht deren Richtlinien. Und gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen Anbieter nur dann, wenn sie ihre Produkte mit gesundheitlichen Heilsversprechen anpreisen.
Daraus entstehen absurd anmutende Verkaufsstrategien, wobei Cannabisblüten hübsch in Gläschen verpackt mit dem Hinweis verkauft werden, sie seien nur zum Riechen, nicht zum Einnehmen.
"In die Apotheke"
Arzt Blaas sieht darin ein großes Problem: „Patienten beziehen CBD von solchen Anbietern und bekommen keine Information, wie sie es einnehmen sollen.“ Für den Experten gehören CBD-Produkte in die Apotheke, wo man sie auch jetzt schon als magistrale Zubereitung auf Rezept bekommt: Nur dort sei gesichert, dass man qualitativ hochwertige Produkte bekommt.
Vonseiten des Gesundheitsministeriums will man sich des Themas annehmen - eine Novelle ist derzeit in Begutachtung, mehr Informationen gibt es dazu jedoch nicht.
Sonja Saurugger