Die Arbeiterkammer Wien (AK) hat anlässlich der in der vergangenen Woche angenommenen EU-Verordnung zu Acrylamid einen Stichproben-Test bei Pommes frites in 20 Betrieben der Bundeshauptstadt durchgeführt. Das Ergebnis: Der Großteil hält bereits die künftigen Acrylamid-Werte ein. Nur bei vier Proben wurden Werte über dem Richtwert von 500 Mikrogramm pro Kilo registriert, so die AK am Dienstag.

Bei drei von diesen vier Proben lag der Wert über dem derzeit noch geltenden Richtwert von 600 Mikrogramm pro Kilo. Eine Probe hatte einen sehr niedrigen Gehalt an Acrylamid (unter 50 Mikrogramm pro Kilo), weitere sieben bis zu 250 Mikrogramm pro Kilo. Bei acht Proben lagen die gefundenen Werte zwischen 250 und unter 500 Mikrogramm je Kilo. Werden Richtwerte überschritten, muss der Betrieb seine Herstellungsbedingungen prüfen und mit geeigneten Reduktionsmaßnahmen die Einhaltung wieder sicherstellen.

Pommes-Verordnung

Die AK hat für den Test im September in 20 Wiener Gasthäusern, Restaurants und Imbissen rund ein Kilogramm Pommes frites eingekauft, die von der Lebensmittelversuchsanstalt LVA Klosterneuburg untersucht worden sind. Die Stichproben-Erhebung zeige: Niedrige Acrylamid-Werte sind machbar, wichtig und nötig, schrieb die AK zur "Pommes-Verordnung".

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Das Ammoniak-Derivat findet sich in Geröstetem, Gebackenem und Frittiertem - somit auch auf den meisten Tellern. Die EU-Verordnung, die ab 2018 in Kraft treten könnte, ist zwar unter "Pommes-Verordnung" bekannt, sie soll das krebserregende Arcrylamid aber auch in anderen Lebensmitteln wie Chips oder Knäckebrot zurückdrängen. Österreich, vertreten durch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), stimmte kürzlich gegen die Verordnung.

Schätzungen zufolge nehmen Erwachsene im Schnitt täglich etwa 0,15 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht an Acrylamid auf, Kinder durchschnittlich das Doppelte. "Wer überdurchschnittlich viel von höher belasteten Lebensmitteln wie Pommes frites isst, nimmt ein Vielfaches davon auf", sagte Konsumentenschützer Heinz Schöffl. "Und gerade bei Kindern sind Pommes oder Chips sehr beliebt. Daher ist es wichtig, die Grenzwerte zu reduzieren, so wie es die EU plant."

In Pommes, Chips und Lebkuchen

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat im Zeitraum 2007 bis 2015 Lebensmittel in Österreich auf deren Acrylamid-Gehalte überprüft. Die Aufnahme der Substanz bei Erwachsenen (18 bis 64 Jahre) erfolgte demnach anteilsmäßig zu 27 Prozent durch Chips (15 Prozent durch Pommes). Beim größten Anteil an der Gesamtexposition über Lebensmittel folgte Lebkuchen mit 18 Prozent. Bei der Aufnahme im Falle von Kindern (sechs bis neun Jahre) waren Kartoffelchips sogar zu 30 Prozent der Hauptlieferant (Pommes lagen bei 20 Prozent).

Acrylamid ist ein für Tiere nachgewiesener krebserzeugender Stoff, der von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO als "wahrscheinlich krebserregend" für den Menschen eingestuft ist. Acrylamid entsteht beim Erhitzen von Lebensmitteln durch die Reaktion von Zucker und Aminosäuren. Soll Acrylamid reduziert werden, kommt der Auswahl der Rohstoffe und Begrenzung der Erhitzungstemperatur bei stärkehältigen Produkten eine große Bedeutung zu (ab 170 bis 180 Grad steigen die Acrylamid-Werte stark an), erläuterte die AK.