Auch wenn es noch immer schlichte Geister gibt, die behaupten, „den Klimawandel, den gibt es ja gar nicht“: Klimawandel findet statt. Vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe durch Menschenhand hat dazu geführt, dass sich die Atmosphäre erwärmt, dass Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Landstriche vertrocknen.

Die globale Erwärmung hat nicht nur desaströse ökologische Auswirkungen, auch die Gesundheit ist davon betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt auf, dass eine Erwärmung um zwei Grad dazu führen würde, dass Hitzewellen doppelt so viele Menschenleben kosten.

"Dramatische Veränderungen"

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„In Österreich werden die Auswirkungen zwar nicht so massiv sein wie zum Beispiel am afrikanischen Kontinent, dennoch stehen uns dramatische Veränderungen bevor“, sagt Hans-Peter Hutter. Als Umweltmediziner an der MedUni Wien beschäftigt er sich seit Jahren mit den Konsequenzen der Klimaveränderungen für die Gesundheit. „Das wichtigste Thema für uns sind Extremwetterereignisse.“

Dazu zählen einerseits Unwetter und Starkregen, die zu Überschwemmungen und Vermurungen führen können. Neben den unmittelbaren Folgen solcher Katastrophen, die zu Todesfällen führen können, ist hier vor allem der psychische Faktor zentral. „Wenn Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, kann das zu psychischen Erkrankungen führen“, sagt Hutter. Vor allem posttraumatische Belastungsstörungen müssten in diesem Zusammenhang beobachtet werden.

Andererseits ist extreme Hitze das große Thema für Umweltmediziner. Hitzeperioden (mindestens drei Tage in Folge mit mehr als 30 Grad) werden kontinuierlich zunehmen, auch mit Temperaturen, die bei uns bisher nicht vorkommen (mehr als 40 Grad), muss gerechnet werden. „Was heute außergewöhnliche Hitzeereignisse sind, wird im Jahr 2060 der Durchschnitt sein“, sagt Hutter.

Betonwüsten

Hitzewellen sind vor allem ein Stadtproblem: In den „Betonwüsten“ sammelt sich die Hitze besonders - da auch die Häufigkeit sogenannter Tropennächte (mehr als 20 Grad) zunehmen werde, fehle dort die nächtliche Abkühlung. Die Hitze ist aber nicht nur ein urbanes Problem, sondern auch ein soziales: Hutter zeigt auf, dass die Hitze eine besonders große Gefahr für ältere, einsame und sozial isolierte Menschen darstellt, die auch noch in billigen, schlecht isolierten Wohnungen leben. Die Gefahr einer Austrocknung oder eines Hitzenotfalls sei hier besonders groß - doch diese Menschen zu finden und zu versorgen, sei ein „enormes Problem“.

Mittlerweile wurde in der Steiermark und Kärnten ein Hitzewarnsystem etabliert: Zeigen die Wetterdaten eine Hitzeperiode an, werden Pflegeheime und Krankenanstalten vorgewarnt. Doch nicht nur ältere Menschen sind gefährdet: Auch Säuglinge und Kleinkinder können sich nicht ausreichend an extreme Temperaturen anpassen. Und: Menschen, die bereits Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen haben, schweben ebenso in „Hitzegefahr“.

Anstieg ist unausweichlich

Der Anstieg der Temperaturen ist unausweichlich. Für Österreich geht man von einem Anstieg von zumindest ein bis zwei Grad in den nächsten Jahrzehnten aus - doch man kann sich vorbereiten. „Prinzipiell sollte man sich selbst fit und gesund halten, dadurch sinkt die Wetterempfindlichkeit“, sagt Hutter.

Weitere Maßnahmen sind:

  • An heißen Tagen nur leichte Gerichte (viel Gemüse, Salate) essen, damit die Verdauung nicht eine zusätzliche Belastung darstellt.
  • Auf leichte Kleidung achten, am besten Naturfasern, und ausreichend Flüssigkeit trinken.
  • „Fragen Sie Ihren Arzt, ob die Dosis Ihrer Medikamente an Hitzetagen umgestellt werden muss“, rät Hutter. Das betreffe vor allem Menschen mit Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, psychiatrischen Erkrankungen und Patienten mit einer Entwässerungstherapie.

Jalousien und Begrünung

Zentral ist aber auch der richtige Schutz im Wohnraum: „Außenjalousien vor den Fenstern und zusätzliche Begrünung schützen vor der Hitze“, sagt Hutter. Tagsüber gilt es, die Hitze draußen zu halten, lüften sollte man nur in den kühleren Abend- oder Morgenstunden. Klimaanlagen, wie sie in den letzten Jahren aus den Häuserfassaden wachsen, sind für Hutter aber keine sinnvolle Lösung, da sie selbst wieder Klimasünder sind und die Außenluft zusätzlich anheizen. „Kühlungen für den Wohnraum sollten erst das letzte Mittel der Wahl sein“, sagt Hutter.