Globalisierter Handel, weltweiter Tourismus und Klimawandel: All diese Faktoren lassen die Angst davor wachsen, dass „exotische“ Viruserkrankungen, die man bisher höchstens aus dem Tropenurlaub mitbrachte, auch zum heimischen Problem werden könnten. Ist diese Angst berechtigt?
Dass man sich mit Virusinfektionen wie Dengue- oder Chikungunyafieber in Österreich ansteckt, ist „eigentlich ausgeschlossen“, sagt Stephan Aberle, Virologe an der MedUni Wien. Denn der dafür notwendige Überträger, die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), ist in Österreich nicht sesshaft - noch nicht.
Moskito steht an Grenze
Denn die Mücke steht in Italien an der Grenze und wird immer wieder entlang der Handelsrouten, zum Beispiel an der Brennerautobahn in Tirol, entdeckt. „Das Land Südtirol warnt bereits vor der Tigermücke“, zeigt Franz Allerberger, Experte bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), auf. Auch in Deutschland wird die Tigermücke bereits bekämpft, mit männlichen Mücken, die durch Strahlung sterilisiert werden.
Doch während die Nachbarländer bereits aktiv werden, ist in Österreich noch nicht einmal die Frage der Zuständigkeit geklärt. „Wir haben Stechmücken in den letzten 50 Jahren als harmlos betrachtet“, sagt Allerberger, es wäre nun an der Zeit für ein Umdenken.
West-Nil-Fieber ist angekommen
Während für Dengue und Chikungunya die Voraussetzungen noch fehlen, ist eine andere Fiebererkrankung bereits ein wiederkehrendes Problem: das West-Nil-Fieber. „Letztes Jahr hatten wir sechs Infektionen im Großraum Wien“, sagt Allerberger, alle Ansteckungen passierten in Österreich.
Der Infektionszyklus läuft von infizierten Greifvögeln über die heimische Hausgelse zum Menschen. Warum die Fälle bisher nur im Raum Wien auftraten, wissen die Forscher nicht. Mittlerweile werden jedoch alle Blutkonserven in Wien, Niederösterreich und im Burgenland auf das West-Nil-Virus untersucht.
Neuer Exot in Kärnten
In der Steiermark und in Kärnten hat sich schon seit Jahren die Asiatische Buschmücke etabliert: Sie ist zwar lästig, weil tagsüber aktiv, aber nach heutigem Wissensstand kein Krankheitsüberträger. Das gilt auch für einen neuen Exoten, der heuer erstmals in Kärnten entdeckt wurde: die Koreanische Tigermücke.
Der wichtigste Faktor für die Ausbreitung der Moskitos ist der weltweite Handel: Vor allem Autoreifen und Pflanzentransporte spielen eine Rolle. In den Reifen sammelt sich Wasser, in das Eier abgelegt werden, auch Pflanzenbehälter können Mücken huckepack haben. „Jeder vierte Lastwagen transportiert auch Mücken“, sagt Allerberger. So kommen die Exoten ins Land.
Sonja Saurugger