Was ist denn jetzt los?, möchte man sich fragen. Der Hals kratzt, die Nase ist zunächst verstopft und läuft dann, und man fühlt sich abgeschlagen und - grippig. Doch es ist nicht Winter, es ist nicht kalt draußen, grippale Infekte und Erkältungskrankheiten sowie die echte Grippe haben jetzt doch gar nicht Saison - könnte man meinen.
Doch das eigene Krankheitsbild beweist das Gegenteil. „Du hast halt eine Sommergrippe“, lautet die Diagnose des Laienumfelds. Doch was verbirgt sich wirklich hinter dieser landläufigen Bezeichnung: eine echte Influenza, die sich in der Jahreszeit geirrt hat? Das haben wir Robert Krause, Infektionsspezialist an der Med Uni Graz, gefragt.
Andere Auslöser
„Ja, die Virusinfektionen im Sommer können ganz ähnliche Beschwerden machen wie grippale Infekte im Winter“, sagt Krause. Doch die Auslöser sind andere: Die winterlichen Erkältungen werden durch Viren ausgelöst, die vor allem in den Atemwegen beheimatet sind. Dazu zählen Rhino- und Adenoviren sowie die Influenzaviren, die die echte Grippe mit hohem Fieber auslösen.
Die sommerlichen „Verschnupfungen“ hingegen werden durch eine andere Virenfamilie ausgelöst: Enteroviren heißen die Übeltäter. Zwar führen diese zu den gleichen Unannehmlichkeiten: Fieber, Muskelschmerzen, Halsschmerzen, auch Durchfall und Bauchschmerzen sind möglich. Ausgeschieden werden die Viren von Erkrankten aber vor allem über den Stuhl: „Durch mangelnde Hygiene kann es dann durch Schmierinfektionen zu einer Ansteckung kommen“, sagt Krause. Daher komme es auch oft in Urlaubsländern zur Ansteckung mit diesen Viren, da die hygienischen Standards schlechter sein können.
„Zu Beginn der Erkrankung ist auch eine Tröpfchen-Übertragung möglich“, sagt Krause. Daher gilt für Betroffene ebenso wie im Winter: Abstand zu anderen halten, um die Viren nicht weiterzugeben.
Schwachstellen im Immunsystem
Dass der Körper im Sommer von solchen Viren heimgesucht werden kann, hat ebenfalls ganz ähnliche Ursachen wie im Winter. In der kalten Jahreszeit ist es die Heizungsluft, die dazu führt, dass die Schleimhäute austrocknen und sie anfällig für Krankmacher werden. Im Sommer kann es ebenfalls an der Zugluft oder an zu wenig Kleidung in klimatisierten Räumen liegen, dass sich Schwachstellen im Immunsystem auftun, durch die die Viren eindringen.
Sonja Saurugger