Es könnte so schön sein: Die Sonne am portugiesischen Himmel, der Mund voll Bacalhau, der Fado im Ohr - doch die Reisebegleitung hüstelt und stöhnt unter Halsschmerzen. Passiert im Sommer 2017 - und bei Weitem kein Einzelschicksal. Laut Untersuchungen aus Deutschland wird jeder Zehnte im Urlaub krank. Grippale Infekte oder Schmerzzustände zählen dabei zu den häufigsten Beschwerden.
Die Wissenschaft hat für dieses Phänomen einen Namen gefunden: Leisure Sickness, also Freizeiterkrankung. Die Ursache dafür, dass man gerade in der schönsten Zeit des Jahres krank werden muss, ist der Stress davor, wie Immunologe Hans-Peter Brezinschek (Med Uni Graz) erklärt: „Unter Stress arbeitet unser Immunsystem schlechter, doch diese Schwachstelle wird durch die Stresshormone maskiert.“
Das Stresshormon Cortisol spielt dabei eine zentrale Rolle: Es sorgt dafür, dass wir unter Anspannung - früher auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger, heute unter dem Druck des Abgabetermins - bestmöglich funktionieren. In dieser Phase hat der Körper keine Zeit, sich mit Krankheitserregern herumzuschlagen. Das passiert erst, wenn der Stress wieder nachlässt. „Erst wenn der Stress wegfällt, kann das Immunsystem entsprechend reagieren und die Krankheitssymptome kommen zum Vorschein“, sagt Brezinschek.
Vor dem Urlaub kürzer treten
Damit der Urlaub nicht zur Krankheitsfalle wird, zählt die richtige Vorbereitung. „Man sollte schon einige Tage vor dem Urlaub kürzertreten und nicht versuchen, noch alles abzuarbeiten“, sagt Brezinschek. Ein wichtiger Erholungsfaktor sei der Schlaf: Wer einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus einhält, hilft dem Körper, mit Belastungen fertigzuwerden.
Sonja Saurugger