„Im Jahr 2020 werden unter den fünf häufigsten Todesursachen drei Lungenkrankheiten sein“, sagte Horst Olschewski, Pulmologe an der MedUni Graz. Damit zeigte er bei der Fortbildungsveranstaltung der österreichischen Apothekerkammer in Schladming auf, welche große Krankheitslast Lungenkrankheiten darstellen. Laut den Prognosen der WHO werde im Jahr 2020 die COPD die dritthäufigste Todesursache sein – nach Schlaganfall und Gefäßerkrankungen. Dahinter folgen Lungenentzündung und Lungenkrebs. Die Ursache für diesen „Aufstieg“ der Lungenkrankheiten ist ganz klar: das Zigarettenrauchen.

Besonders dramatisch ist eine Entwicklung beim Lungenkrebs. Noch immer ist dieser Tumor der tödlichste Krebs überhaupt. Doch während bei den Männern dank moderner Therapien die Sterblichkeitsraten langsam sinken, haben Frauen ein trauriges Aufholrennen gestartet: Bereits im Jahr 2030 werden mehr Frauen als Männer die Diagnose Lungenkrebs erhalten. Das ist dem über die Jahrzehnte zunehmenden Rauchen der Frauen geschuldet.

Auf Platz drei der häufigsten Todesursachen wird eine Krankheit aufrücken, die für den Großteil der Bevölkerung noch immer eine Unbekannte ist: die COPD. Hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit, die gemeinhin als „Raucherhusten“ abgetan wird – aber fatale Folgen hat. Bei der COPD kommt es einerseits zur Verengung der Atemwege, andererseits geht auch das Lungengewebe zugrunde. Die Folge davon: Betroffene leiden an immer größerer Atemnot, die jeden Schritt zur Qual macht und zum langsamen Ersticken führen kann.

„Die COPD betrifft nicht nur die Lunge, sondern den ganzen Menschen“, sagt Olschewski. Denn: Durch die Krankheit wird die Lebensqualität massiv eingeschränkt, Betroffene können kaum ihren Alltag bewältigen, verlieren das soziale Netz. Depressionen sind laut Olschewski daher eine häufige Begleiterscheinung der COPD. Doch auch andere Erkrankungen, wie die Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrebs treten gemeinsam mit der COPD auf. Auch hier ist das Rauchen die Hauptursache: 90 Prozent der Betroffenen sind Raucher.

80 Prozent nicht bekannt

„Es ist erschreckend, dass eine Krankheit, die so häufig ist wie die COPD, so unterdiagnostiziert ist“, sagte Lungenspezialist Michael Studnicka bei der Tagung in Schladming. Fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung leiden an COPD, doch 80 Prozent der Betroffenen wissen nichts davon bzw. haben noch nie eine Diagnose bekommen. Um entgegenzuwirken, hat die Apothekerkammer gemeinsam mit Studnicka und der Gesellschaft für Pneumologie eine Früherkennungsaktion gestartet, deren Ergebnisse präsentiert wurden. 23.000 Menschen nahmen in Apotheken in Salzburg, Wien, Niederösterreich und Kärnten an der Untersuchung teil: Ihr Risiko für Asthma und COPD wurde mittels Fragebogen erhoben, dann wurde mit einem einfachen Messverfahren (Spirometrie) die Lungenfunktion getestet. 15 Prozent der Teilnehmer zeigten ein hohes Risiko für COPD, 14 Prozent eines für Asthma.

„Das wichtigste, um den Krankheitsverlauf der COPD zu verlangsamen, ist der sofortige Rauchstopp“, appellierte Studnicka.