Sie sind heute 61 Jahre, haben Sie jemals eine Vorsorgeuntersuchung für Darmkrebs gemacht?
Dietmar Warmuth: Nein, obwohl in jeder Broschüre steht, dass du eine machen sollst. Mir ging es so wie vielen: Man macht sich keine Gedanken, hört von diesen Untersuchungen, geht aber nicht hin. Wenn du nichts hast, tust du nichts.

Wie kam es, dass Sie sich dann doch untersuchen ließen?
Warmuth: Ich bin immer müder geworden, hatte keine Kraft mehr. Dann habe ich gemerkt, dass ich keinen regelmäßigen Stuhlgang mehr habe, musste alle eineinhalb Stunden aufs Klo. Es hat noch ein halbes Jahr gedauert, bis ich zum Internisten gegangen bin, ich hatte abgenommen und keinen Appetit mehr. Mein Arzt meinte später, der Tumor sei mindestens drei Jahre gewachsen.

Wie erlebten Sie die Diagnose?
Warmuth: Ich sagte zu meiner Frau, dass ich ins Krankenhaus muss. Ich ahnte, dass etwas Größeres ist, aber an das Schlimmste denkt man ja nicht. Als ich dann von meinem Arzt Ewald Binter die Diagnose hörte, habe ich nicht erwartet, dass das mit solcher Wucht auf mich wirken würde. Er hat es mir mit medizinischer Professionalität gesagt und mir die Perspektiven erklärt.

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Wie lautete diese Diagnose?
Warmuth: Die Diagnose war weit fortgeschrittener Darmkrebs. Ich würde eine Operation brauchen und mich auf einen halbjährigen Genesungsprozess einstellen müssen. Nach den Chancen und Risiken wollte ich absichtlich nicht fragen, da mir klar war, dass ich Überlebenschancen von einiges unter 100 Prozent genannt bekommen hätte.

Sie wurden operiert. Wie ging es Ihnen danach?
Warmuth: Die Operation ist gut verlaufen. Ich bin auf der Intensivstation aufgewacht, hatte 17 Schläuche und Kabel um mich herum, einen künstlichen Darmausgang, eine Narbe, die 20 Zentimeter lang war und mein Dünndarm war mit 20 Nähten befestigt. Am Anfang hatte ich so großen Druck auf den künstlichen Ausgang, dass der viermal am Tag heruntergegangen ist. Mittlerweile mache ich die Versorgung selbst.

Ab wann ist es wieder bergaufgegangen?
Warmuth: Bergauf ging es nicht, weil mir durch die monatelange Chemotherapie mit ihren Nebenwirkungen jeder Antrieb fehlt. Ich mache ab und zu kleine Besprechungen, manchmal löse ich ein Sudoku oder schaue fern, aber dann ist es wieder genug.

Sie haben die Hoffnung, wieder ganz gesund zu werden?
Warmuth: Ja, natürlich. Primar Jörg Tschmelitsch sagte zu mir, er habe schon mehr als 1000 Operationen durchgeführt, aber so einen großen Tumor habe er noch nie gehabt. Sie haben mir 30 Zentimeter herausgeschnitten, ein Viertel bis ein Fünftel des Dickdarms. Wäre ich regelmäßig zur Vorsorge gegangen, hätte man den Tumor rechtzeitig entdeckt, herausgezwickt und alles wäre in zwei Minuten erledigt gewesen.

Machen Sie sich deshalb Vorwürfe?
Warmuth: Nein, weil ich mit den Folgen eh leben muss. Ich stelle mir nicht die Frage: Werde ich überleben?, sondern sage nur: Da muss ich jetzt durch. Ich setze mir das Ziel, den Krebs zu besiegen. Ich denke keine Minute daran, dass ich das nicht schaffen werde.

Was ist Ihr Appell an andere?
Warmuth: So ein „Hund“ wie mein Krebs kann leicht vermieden werden. Wenn jemand sagt: Ich lass mir nichts hinten reinstecken, dann sollte er wissen: Das ist alles harmlos. Holt euch die Darmkrebs-Informationen nicht erst, wenn es zu spät ist, sondern macht die Vorsorge jetzt.