Erst seit wenigen Tagen sind die Frühchen-Zwillinge zu Hause. 13 Wochen verbrachten sie auf der Neugeborenenstation im Klinikum Klagenfurt, wo sie durch einen Notkaiserschnitt mit einem Gewicht von etwa 950 Gramm auf die Welt geholt wurden. „Wochenlang haben wir gezittert und jeden Tag mit dem Schlimmsten gerechnet“, erzählt Mutter Bianca K., die jeden Tag bei ihren kleinen Lieblingen verbracht hat, um ihnen Nähe und Geborgenheit zu geben, obwohl sie die meiste Zeit im Brutkasten verkabelt waren.
Anfangs musste ihnen die Muttermilch mit der Sonde zugeführt werden. Aber jetzt sind die tapferen Kleinen wohlauf und wiegen über 2800 Gramm. „Sie schauen schon sehr lebendig drein und horchen, wenn man mit ihnen spricht“, freut sich die glückliche Mutter.
Kämpfer mit 400 Gramm
Extreme Unreife der Babys, die bis zur 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, bedeute hohe Gefährdung für Gesundheit und Überleben der Kinder, erklärt Raimund Kraschl, Leiter der Frühgeborenenstation am Klinikum. Doch heute können dank Neonatologie (Neugeborenenmedizin) schon winzig kleine Babys mit einem so geringen Gewicht von unter 400 Gramm überleben.
„Sie können sich sogar ohne Folgeschäden sehr gut entwickeln. In den letzten 15 Jahren wurden Riesenfortschritte gemacht“, sagt Robert Birnbacher, Primarius der Kinderabteilung am Krankenhaus Villach, wo heuer eine neue, hochmoderne Frühgeburtenstation gebaut wurde. Sie kann am heutigen Weltfrühgeborenentag besichtigt werden. Allen interessierten Erwachsenen und Kindern werden Brutkästen und medizinische Geräte gezeigt und erklärt. Frühchen sind noch keine auf der Station.
Wohl aber wird die Erstversorgung von Neugeborenen an einer Puppe demonstriert, ebenso die Babymassagen. Wer sein Baby mitbringt, kann unter fachgerechter Anleitung vor Ort lernen, es richtig zu massieren. Während sich die Eltern bei Hebammen, Gynäkologen und Kinderärzten über Erstversorgung und Methoden der sanften Geburt – auch mit alternativmedizinischen Möglichkeiten – informieren oder bei Kaffee und Kuchen austauschen, werden die Kinder von den Klinikclowns „Rote Nasen“ unterhalten. Es gibt eine Spiel- und Bastelecke und für jedes Kind ein Geschenk. Aromatherapie und Mode für die winzigen Frühchen ergänzen das interaktive Programm, das helfen soll, Ängste abzubauen.
Im Klinikum Klagenfurt werden Kinderintensivschwestern erklären, wie Frühchen im Brutkasten versorgt werden.
Elke Fertschey