Sie sind als die teuersten Pillen der Welt berühmt geworden, doch sie wirken: Mehr als eine Million Menschen mit chronischer Hepatitis C sind bereits durch die neuen Medikamente geheilt worden. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) war das vor allem durch Preissenkungen möglich. Als die Medikamente auf den Markt kamen, kosteten sie noch 700 Euro - pro Tablette. Das hat sich mittlerweile verändert, aber: 80 Prozent der Betroffenen weltweit haben noch immer keinen Zugang.
"Als die direkt wirkenden antiviralen Medikamente (DAAs) erstmals für die Behandlung der Hepatitis C im Jahr 2013 zugelassen worden sind, gab es große Ängste, dass ihr hoher Preis sie für die mehr als 80 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis unerreichbar machen würde", schrieb die WHO.
In der Therapie werden zumeist zwei der unterschiedlichen Wirkstoffe kombiniert. Die Heilungsraten betragen 95 und mehr Prozent. Der anfängliche Preis für eine dreimonatige Therapie mit den weitgehend nebenwirkungsfreien Arzneimitteln betrug aber rund 85.000 US-Dollar (78.081,94 Euro). Selbst in Staaten wie Österreich wurde eine Unfinanzierbarkeit befürchtet.
Generika am Markt
Mittlerweile konnte die Situation in Staaten wie Argentinien, Brasilien, Ägypten, Georgien, Indonesien, Marokko, Nigeria, Pakistan, den Philippinen, Rumänien, Ruanda, Thailand und der Ukraine durch unterschiedliche Strategien entschärft werden: durch das Aushandeln niedrigerer Preise sowie durch die Lizenzvergabe an Generikaunternehmen und lokale Produktion.
"Es ist eine vorrangige Angelegenheit von uns, den Zugang zu diesen Medikamenten gegen die Hepatitis C so breit wie möglich zu machen", wurde der aus Österreich stammende Chef des WHO-Aids- und Hepatitis C-Programms, Gottfried Hirnschall, in der Aussendung zitiert. Trotz aller Erfolge hätten aber noch 80 Prozent der Betroffenen keinen Zugang.
Noch immer beschränkter Zugang
Das ist auch noch weiterhin durch die Preise für Medikamente wie Sofosbuvir und Daclatasvir bedingt. In Brasilien kostet eine dreimonatige Therapie mit diesen beiden Wirkstoffen 8.634,94 Euro, in Rumänien rund 72.570,27 Euro.
Auch in den reichsten Staaten der Erde, zum Beispiel in Österreich, ist der kostenlose Zugang zu den Arzneimitteln beschränkt. So muss die Ersteinstellung für Patienten in Österreich in einem Zentrum erfolgen. Die wesentliche Voraussetzung ist das Vorliegen einer chronischen Hepatitis C und eine dokumentierte Vernarbung der Leber (Fibrose), wobei der Status in vier Stadien eingeteilt wird (0, bzw. I bis IV).
Vor allem aus Kostengründen war die Behandlung anfänglich nur für Patienten im Stadium III und IV (Fibrosestadium IV entspricht einer Leberzirrhose) möglich. Doch auch in Österreich werden immer mehr Patienten behandelt.
20.000 Euro pro Patient
Die Wiener Gastro-Enterologin Petra Munda zur Situation in Österreich: "Mittlerweile sind die Behandlungskosten pro Patient auf 20.000 bis 30.000 Euro gesunken und die Therapie günstiger als die alte Injektions-basierte Behandlung." Die älteren Interferon-Therapien hatten einen deutlich geringeren Wirkungsgrad bei erheblich mehr Nebenwirkungen.