Während die USA diese Woche verkünden konnte, dass die Masern eliminiert wurden, ist der Virus in Europa und in Österreich noch immer ein Problemfall. Die Zahlen aus Österreich für das Jahr 2015 sind im Europa-Vergleich bedrückend. Das stellten Experten bei einem Seminar in Luxemburg fest.
"In den 53 Staaten der WHO-Europ-Region mit 900 Millionen Einwohnern gab es im Jahr 2007 7.075 Masernfälle. 2015 waren es 30.762", sagt Laborspezialist Kevin Brown von Public Health England. Die Antwort sei: "Impfen, impfen, impfen", sagte Brown.
Ein Großteil der Masernerkrankungen trifft ungeimpfte Kinder. Doch auch bei Jugendlichen und Erwachsenen gibt es deutliche Impflücken.
Aus einem Fall werden 15
Das trifft auch auf Österreich zu und zeigt sich in bedrückenden Zahlen im Vergleich zu anderen Staaten: Mit 35,3 gemeldeten Masernerkrankungen pro einer Million Einwohner lag Österreich 2015 an zweiter Stelle nach Kroatien (51,6 pro Million Einwohner) und direkt vor Deutschland (30,5). Im benachbarten Tschechien waren es nur 0,9 Erkrankungen pro einer Million Menschen in den Niederlanden beispielsweise nur 0,4.
"Dabei haben wir mit der Masern-Mumps-Röteln-Impfung eine sehr effektive Vorsorgemaßnahme. An sich sollten die Masern in Europa 2015 eliminiert sein", sagt Brown. Bei den Masern handelt es sich um eine der ansteckendsten Erkrankungen. "Eine Masern-Infektion zieht im Durchschnitt 15 weitere mit sich", sagte Brown.
Das ist der Grund, warum sich zunächst Ausbrüche schnell über Staaten und Kontinente hinweg ausbreiten können. Die Masern sind noch immer ein Fall für Notmaßnahmen, wenn es zum vermehrten Auftreten kommt.
Herdenschutz
Entscheidend ist, dass 95 Prozent der Menschen zwei Masern-Mumps-Röteln-Impfungen bekämen - vor allem Kinder. "Bei der ersten Impfung erreichen wir die 95 Prozent, bei der zweiten nicht", sagte Brown. Erst duch eine hohe Durchimpfungsrate entsteht jener "Herdenschutz", der es unmöglich macht, dass sich der Virus in der Bevölkerung ausbreitet.
Eine vor kurzem vom österreichischen Gesundheitsministerium veröffentlichte Berechnung von Experten hat folgendes ergeben: In den vergangenen Jahren wurden mehr als 95 Prozent der sechsjährigen Kinder zumindest einmal gegen Masern geimpft. Bei den Zwei- bis Fünfjährigen beträgt die Durchimpfungsrate jedoch nur 92 Prozent. Außerdem sind etwa zehn Prozent davon nur einfach anstatt zweimal geimpft.
Zu spät und zu selten geimpft
Das Ministerium stellte fest: "Konkret fehlen auf das Ziel Durchimpfung aktuell pro Jahr fast 4.500 Kinder, die nicht geimpft sind, und fast 17.000 Kinder, die eine zweite Impfung benötigen. Bei den Geburtsjahrgängen 2008 und 2010 bestehen niedrigere Durchimpfungsraten im Vergleich zu den Jahrgängen zuvor und danach." Das Fazit: In Österreich lassen die Eltern ihre Kinder zu spät und zu wenig gegen die Masern impfen.