Mittlerweile sieht man sie schon seltener, doch es gibt sie noch: Die Menschen, die mit starrem Blick auf das Handy-Display durch die Stadt eilen, immer auf der Jagd nach Mauzis, Taubsis oder Glumandas. „Entschuldige, aber ich habe noch schnell ein Pokemon gefangen“, wurde im Pokémon-Go-Wahn zur akzeptierten Erklärung für Verspätungen. Nun interessiert sich auch die Wissenschaft für das Smartphone-Spiel, genauer gesagt: Lisa Eckerstorfer von der Uni Graz. Die junge Psychologin analysiert in ihrer Doktorarbeit Fitness-Apps und deren Wirkung auf ihre Anwender. Eine dieser Apps ist Pokémon Go.
Zusätzliche Motivation
„Das Spiel wurde ja als Fitness App auf den Markt gebracht“, sagt Eckerstorfer. Es sollte Spielefans dazu bringen, rauszugehen und sich zu bewegen. Die Frage, die sich Eckerstorfer nun in ihrer Analyse stellt, ist: Wie schaffen es Fitness-Apps, ihre Nutzer zum Sport zu motivieren? Ist es der Vergleich mit anderen, der anspornt? Oder die Lust am Spiel?
„Man geht von einem Pokémon zum nächsten und ohne es zu merken, kann man durch das Spiel große Distanzen zurücklegen“, sagt Eckerstorfer. Diese Art der spielerischen Bewegung könne zusätzlich motivieren, noch ein Stückchen zu gehen, um vielleicht das Ei fertig auszubrüten, aus dem ein Pokémon schlüpft.
Stimmungsaufheller?
Doch reicht das schon, um Pokémon Go eine Empfehlung als Fitness App auszusprechen? Diese Frage will Eckerstorfer mit einer Studie klären, für die sie Teilnehmer sucht. Für die Durchführung hat sie gemeinsam mit dem Informatikstudenten Philipp Feldner einen sogenannten Chatbot programmiert: Über die App Telegram verschickt dieser Chatbot automatisiert Fragen an die Studienteilnehmer und das drei Mal täglich. „Dabei wird abgefragt, wie man sich fühlt, wie viel man an diesem Tag zu Fuß gegangen ist und ob man dabei Pokémon Go gespielt hat“, erklärt Eckerstorfer.
Mehr Selbstwert
Dadurch will sie herausfinden, ob Pokémon Go zu mehr Bewegung führt und auch die Stimmung verbessert. „Es ist noch nicht ganz klar warum, aber Bewegung steigert das persönliche Wohlbefinden“, sagt Eckerstorfer. Eine Studie mit englischen Jugendlichen habe gezeigt, dass schon zehn Minuten Bewegung pro Tag den Selbstwert erhöhen und die Stimmung verbessern. „Für die Studie muss man nur zwei Minuten täglich aufwenden“, sagt Eckerstorfer und hofft, 150 Teilnehmer zu finden.
Sonja Saurugger