„Transparenz schafft Vertrauen“: Unter diesem Slogan legen Pharmaunternehmen nun offen, welche geldwerten Leistungen sie an die Ärzteschaft gezahlt haben. Bis zum 30. Juni werden die einzelnen Unternehmen auf ihren Websites veröffentlichen, welche Summen geflossen sind – um Forschung, klinische Studien oder die Fortbildung von Ärzten zu unterstützen. Doch die geforderte Transparenz hat große Lücken.

„Insgesamt hat die pharmazeutische Industrie in Österreich 100 Millionen Euro ausgegeben“, sagt Jan Oliver Huber, Präsident des Verbandes der pharmazeutischen Industrie, kurz Pharmig, im Rahmen einer Pressekonferenz. Davon entfielen 54 Millionen für Forschung und Entwicklung, 27 Millionen für Veranstaltungen und Fortbildungen. Weitere 20 Millionen wurden direkt an Ärzte bezahlt, für Vorträge oder Fortbildungen.

Fehlende Bereitschaft der Ärzte

Aber: Damit Pharmaunternehmen diese geflossenen Leistungen offenlegen dürfen, müssen sie, aufgrund von Datenschutzbestimmungen, die Zustimmung des jeweiligen Arztes oder der Organisation (z.B. Krankenhaus) einholen. Und die gibt bei weitem nicht jeder. Auf „etwa 50 Prozent“ beziffert Huber den Anteil der Ärzte, die ihre Zustimmung zur Offenlegung gaben. „Wir hoffen auf einen raschen Kulturwandel unter den Ärzten“, sagt Karl Forstner, Vizepräsident der österreichischen Ärztekammer.

Und weitere Hindernisse stehen der Transparenz im Weg: So werde es im Bereich von Forschung und Entwicklung nie eine individuelle Offenlegung geben, da es sich um sensible Daten handle, die nicht preisgegeben werden dürfen. Auch werden die Daten nicht gesammelt veröffentlicht, sondern werden nur auf den Websites der einzelnen 120 Unternehmen zu finden sein.

Warum fließt Geld?

Warum fließt überhaupt Geld zwischen Ärzteschaft und Pharmabranche? „Die Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen und Ärzten ist alternativenlos“, sagt dazu Forstner. Um Forschung, Studien, aber auch Fortbildungen zu ermöglichen, sei man auf diese finanzielle Unterstützung angewiesen. „Es wäre schön, wenn sich die öffentliche Hand vermehrt, das heißt, überhaupt beteiligen würde“, sagt Forstner. Der Schritt, diese Zuwendungen nun öffentlich zu machen, sei notwendig, da man als Ärzteschaft auf Vertrauen angewiesen sei.

Die Verflechtungen zwischen Ärzten und Pharmaindustrie wurden vom Wiener Arzt Fahmy Aboulenein in einem Buch stark kritisiert.

Vorbild USA

Diese Regelung der Offenlegung betrifft nicht nur Österreich, sondern den ganzen EU-Raum. Es wurde jedoch kein gesetzlicher Rahmen geschaffen, sondern auf „Selbstregulierung“ vertraut. Ganz anders ist das in den USA: Dort werden alle Zahlen der Pharmaindustrie an Ärzte in einer Datenbank mit Suchfunktion gesammelt – eine Zustimmung der Ärzte ist dort nicht notwendig.

SONJA SAURUGGER