Liebe Fr. Dr. Bragagna!
Ich bin 29 und seit drei Jahren in einer sehr guten Beziehung. Ich liebe meine Partnerin. Umso stärker hat es mich getroffen, als wir erfahren haben, dass sie an multipler Sklerose (MS) erkrankt ist. Wir waren zuerst nur erschüttert und hatten Tausende negative Bilder im Kopf. Ihr Neurologe konnte uns aber in Bezug auf die Erkrankung beruhigen. Er meinte, dass es heute schon gute Therapiemöglichkeiten gibt, die Erkrankung einzudämmen, und einem Kinderwunsch nichts im Wege steht. Worüber wir aber nicht geredet haben, war das Thema Sexualität.
Uns wurde erst durch Recherchen im Internet bewusst, dass MS sich negativ auf die Sexualität auswirken könnte. Es gibt dort so viele gegensätzliche Informationen - können Sie uns weiterhelfen?
ELIA BRAGAGNA ANTWORTET: Ich bin froh, dass Sie beide sich nicht Fehlinformationen hingeben, sondern nachfragen. Es stimmt, dass MS Sexualstörungen verursachen kann. Die Erkrankung kann im Gehirn oder im Rückenmark Areale zerstören, die für die Sexualität zuständig sind. Auch können Symptome wie chronische Erschöpfung, Muskelkrämpfe oder Blasenentleerungsstörungen die Sexualität stören.
Es kann auch Phasen geben, in denen man mit der Erkrankung hadert, was sich auch negativ auf die Sexualität auswirken kann. Es könnte sein, dass Ihre Partnerin lustlos wird oder Erregungsprobleme entwickelt.
Das soll sie aber auf keinen Fall aus der Bahn werfen. Wir ALLE müssen uns im Laufe des Lebens Veränderungen stellen, sei es gesundheitlicher oder familiärer Art. All das kann Sexualstörungen verursachen. Wir dürfen nicht vergessen, dass 46 Prozent der Frauen und 39 Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens mit anhaltenden sexuellen Problemen kämpfen.
Sollte Ihre Partnerin einmal bemerken, dass sich ihre Sexualität negativ verändert, dann sollten Sie mit ihrem Neurologen darüber sprechen.