Schlaganfall gilt in der breiten Wahrnehmung als „Alterserscheinung“, doch tatsächlich betreffen 50 Prozent aller Fälle Menschen unter 75 Jahren. Eine immer größer werdende Gruppe ist darunter jene, der ganz jungen Patienten: "Leider werden die Schlaganfälle bei den Jugendlichen häufiger“, sagt Gudrun Richter von der Neurologischen Uniklinik in Graz bei den österreichischen Ärztetagen in Grado.
„Diese Zunahme sehen wir bei den übergewichtigen Jugendlichen, welche Risikofaktoren aufgrund dieser Adipositas haben", erklärte Richter. Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes sind bei Übergewichtigen in den jüngeren Altersgruppen genauso häufig wie bei den Älteren. Kommt Rauchen auch noch dazu, ist die Gefahr noch deutlich größer. Dahinter steckt die „Gefäßverkalkung“,im Fachbegriff Atherosklerose – bei jungen Übergewichtigen setzt sie früher ein.
Drogen und Pille
So finden sich atherosklerotische Gefäßveränderungen bei 40 bis 70 Prozent der älteren Schlaganfallpatienten, aber auch schon bei 20 bis 25 Prozent der unter 45-jährigen Betroffenen. "Der typische junge Atherosklerose-Schlaganfallpatient ist über 30 Jahre alt, männlich, raucht und hat ein metabolisches Syndrom sowie schon andere Gefäßerkrankungen wie arterielle Hypertonie und Diabetes mellitus", stellte die Neurologin fest.
Die Risikofaktoren potenzieren sich in ihrer Gefahr: Bluthochdruck bedeutet schon ein vier bis sechs Mal höheres Schlaganfallrisiko, Diabetes erhöht es um das Zwei- bis Vierfache. Zusammen macht das schon die Acht- bis 24-fache Gefährdung aus.
Zehn bis zwölf Prozent der juvenilen Schlaganfällen sind mit Drogenmissbrauch assoziiert. Orale Empfängnisverhütung mit geringem Östrogengehalt steigern die Gefahr auf das Doppelte, die "Pille" mit hohem Östrogengehalt auf das Vierfache.
Verdächtige Symptome
Ein Problem liegt darin, dass Patienten unter 18 Jahre und über 80 Jahre beim Schlaganfall durch ein Gerinnsel in einem Gehirngefäß eine medikamentöse Auflösung wegen der Gefahr einer Einblutung ins Gehirn derzeit nicht infrage kommt.
Trotzdem muss bei Auftreten verdächtiger Symptome wie Sprachstörungen, halbseitigen Lähmungserscheinungen, Sehstörungen (Doppelbilder, die bei Verdecken eines Auges verschwinden), Gangstörungen etc. sofort am besten ein Transport ins Spital mit einer "Stroke Unit" erfolgen. Dort kann die optimale Behandlung einsetzen.
"70 bis 90 Prozent der Patienten mit juvenilem Schlaganfall können die alltäglichen Tätigkeiten wieder selbstständig ausüben. Die Prognose ist besser", sagte die Neurologin. Das ist vor allem auf Plastizität des Gehirns jüngerer Menschen zurückzuführen.
So können Zentren in der vom Schlaganfall nicht betroffenen Gehirnhälfte die Funktionen geschädigter Areale in der anderen Hälfte übernehmen. Deshalb ist die Frührehabilitation so wichtig.