Herr Scheidsteger, ich erreiche Sie am Handy - Sie sind also noch immer Handybenutzer?
KLAUS SCHEIDSTEGER: Ja, natürlich. Ich ja bin nicht gegen das Handy, nur für einen besseren Umgang und für Verbraucheraufklärung. Aber: Ich benutze mein Handy mit Headset.
Was war Anstoß für den Film?
SCHEIDSTEGER: Bei der Recherche für einen anderen Film kam ich in Kontakt mit dem Wissenschaftler George Carlo, der im Auftrag der Mobilindustrie forschte und besorgniserregende Dinge fand, die dann vertuscht werden sollten. Nachdem ich ihn einige Zeit begleitet habe, habe ich immer mehr Widersprüchlichkeiten und Lobbyismus der Industrie gesehen. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen.
Was ist die Kernaussage Ihres Films?
SCHEIDSTEGER: Ich will keine negative Stimmung machen, sondern Zusammenhänge aufzeigen, die den Menschen vorenthalten werden. Die Botschaft soll sein: Es braucht einen vernünftigen Dialog über mögliche Gefahren.
Hatten Sie Probleme, diesen Film zu machen? Schließlich beschreiben Sie ja, welchen Einfluss die Mobilfunkindustrie geltend macht.
SCHEIDSTEGER: Nein, ich wurde nicht bedroht, aber ich war auch vorsichtig, habe keine Förderungen beantragt. Nach den ersten Vorführungen gab es aber einen kleinen Shitstorm und Stimmungsmache gegen mich.
Und wie wirkt die Industrie auf die Forschung ein?
SCHEIDSTEGER: Es gibt die Cowboy-Methode und die subtile Methode, beides habe ich bei Wissenschaftlern gesehen. Ein Forscher, der etwas Negatives in Bezug auf Handys findet, bekommt ein Problem - das ist das Muster. Es gibt zum Beispiel einen Forscher in Schweden, der seine handy-kritischen Ergebnisse an die Regierung geschickt hat, in der Folge wurden ihm die Forschungsgelder gestrichen. Ich kenne eine ganze Liste von Forschern, die jetzt ohne Labor und Gelder dastehen.
Ist es für Sie bewiesen, dass Handystrahlung gefährlich ist?
SCHEIDSTEGER: Forscher haben einen Warnhinweis gefunden, der weitergegeben werden sollte. Durch Handytelefonie passiert etwas in den Zellen, das gilt vor allem für Menschen, die stundenlang telefonieren. Man muss den sorglosen Umgang überdenken: Die Technik ist auf den Markt gekommen, ohne Nachweis, ob sie Probleme machen könnte.
INTERVIEW: SONJA SAURUGGER