Ein Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Österreich betrifft Kinder und Jugendliche: Im Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2012 waren laut Statistik Austria jährlich 185 Patienten unter 15 Jahren und 105 im Alter von 15 bis 19 Jahren mit dieser Diagnose konfrontiert. In diesem Zeitraum starben jedes Jahr etwa 27 Kinder und 15 Jugendliche an der Krankheit, die meisten durch Leukämien und Hirntumoren.
Rund 60 Prozent aller Krebserkrankungen von Kindern entfallen auf Leukämien, Lymphome und Tumoren des Zentralnervensystems (Hirntumoren). Das Neuroblastom, ein Tumor des sympathischen Nervensystems, das Retinoblastom, ein Augentumor, und das Nephroblastom, ein Nierentumor, bekannt als Wilms-Tumor, sind für knapp 15 Prozent der kindlichen Tumoren verantwortlich, kommen bei Erwachsenen jedoch nahezu nicht vor. Im Gegenzug sind Karzinome, die bei Erwachsenen mehr als 80 Prozent der Diagnosen ausmachen, bei Kindern nur für etwa zehn Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich.
Bei Jugendlichen sind Karzinome dagegen mit 23 Prozent die zweithäufigste Krebsart nach Lymphomen (25 Prozent). Besonders relevant in dieser Altersgruppe sind das invasive maligne Melanom (etwa 40 Prozent der Karzinome) und Schilddrüsenkrebs (rund 30 Prozent der Karzinome).
Den höchsten Anteil der durch Krebs verursachten Sterbefälle im Kindesalter weist mit etwa 20 Prozent die Gruppe der Fünf- bis 15-Jährigen auf. Bis fünf Jahre ist Krebs nur in etwa zwei Prozent aller Sterbefälle die Ursache, bedingt durch die vergleichsweise hohe Zahl an Todesfällen durch perinatale Affektionen, also Probleme während der Geburt, bzw. angeborene Fehlbildungen und Chromosomenanomalien. Bei Jugendlichen machen Krebserkrankungen sieben Prozent aller Sterbefälle aus, mehr als die Hälfte der Todesfälle in dieser Altersgruppe geht auf Unfälle und Selbstmorde zurück.
Stetige Zunahme an Erkrankungen
Das Risiko einer Krebserkrankung blieb laut Statistik Austria in den vergangenen zehn Jahren weitgehend unverändert. Zuletzt nahm das Auftreten bei Mädchen unter 15 Jahren leicht zu, sodass Mädchen und Buben nunmehr fast gleich stark betroffen sind. Bei Jugendlichen ist die Krebsinzidenz bei Buben höher als bei Mädchen. Die Krebsmortalität ist bei Kindern stabil, während Jugendliche im Zeitverlauf immer seltener an Krebs versterben.
Insgesamt erhalten laut Statistik Austria jährlich in Österreich etwa 39.000 Menschen die Diagnose Krebs. Weltweit leiden rund 1,4 Millionen Menschen an einem Tumor. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen habe sich in den vergangenen 25 Jahren verdoppelt, berichtete die MedUni Wien anlässlich des Weltkrebstags 2016 am kommenden Donnerstag (4. Februar). Dort laufen aktuell 261 Krebsstudien.
Expertenmeinungen zufolge könne sich die Anzahl der Betroffenen bis 2030 erneut verdoppeln. Die stetige Zunahme stelle die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. In Österreich sei die Versorgungslage auch wegen eines hohen Aufwands in der Forschung gut, sagte Christoph Zielinski, Krebsspezialist an der MedUni Wien und am AKH Wien. Um das hohe Niveau zu halten, müssten die wissenschaftlichen Anstrengungen trotz schmaler Budgets aber verstärkt werden. Zielinski erwartet künftig mehr "Private-Public-Partnership-Modelle" in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie: "Durch eine Kooperation öffentlicher Institutionen und privater Firmen entsteht eine Situation, von der alle profitieren werden."