Obwohl Europa insgesamt zu den reichsten Regionen der Welt gehört, sind die Sterblichkeitsraten bei Krebs stark unterschiedlich. Sie sind zum größten Teil von den für das Gesundheitswesen bereitgestellten Geldmitteln abhängig.

Dies erklärten Experten Freitagnachmittag bei der Auftakt-Pressekonferenz zum Europäischen Krebskongress (ECC2015) mit 20.000 Teilnehmern (bis 29. September) in Wien.

"Wir veröffentlichen die Daten des Vergleiches der Krebssterblichkeit in insgesamt 13 wissenschaftlichen Artikeln in einer Sonderausgabe des European Journal of Cancer. Insgesamt gibt es die größten Unterschiede zwischen den europäischen Ländern bei Krebsformen mit einer guten Prognose, geringer sind die Variationen bei Krebsleiden mit schlechten Überlebensaussichten. Die größeren Fortschritte werden aber bei den Krebsleiden mit zumeist günstigeren Verlauf beobachtet", sagte Milena Sant vom Autorenteam der Eurocare-5-Vergleichsstudien zu den Fünf-Jahres-Überlebensraten bei Krebs in fast 30 europäischen Staaten.

Krebsregister

Als Beispiel nannte die Expertin die Chronisch Myeloische Leukämie. In den zentraleuropäischen Staaten mit Österreich liegt hier die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei durchschnittlich 57,8 Prozent. In den osteuropäischen Staaten beträgt diese Rate aber nur 33,4 Prozent. Martine Piccart, Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ECCO), sagte dazu: "Es ist sehr bedenklich, dass wir über Europa hinweg so große Unterschiede haben. Krebsregister sind die einzige Möglichkeit, festzustellen, wie gut oder wie schlecht die Behandlung ist. Sie sind in einigen Ländern unterfinanziert." Das müsse sich ändern.

Große Überlebenschance in Österreich

Ökonomen und Politiker, welchen die Höhe der Gesundheitsausgaben zu groß ist, sollten wohl vorsichtig sein. Milena Sant: "Über alle Krebserkrankungen hinweg zeigt sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem für das Gesundheitswesen aufgewendeten Geld und den Krebs-Überlebensraten." Österreich liegt hier in der Spitzengruppe der Staaten, in denen 55 bis 58 Prozent der Krebspatienten im Durchschnitt fünf Jahre überleben. Großbritannien ist hier beispielsweise in der schlechtesten Gruppe (Fünf-Jahres-Überlebensrate von 39 bis 49 Prozent)." Das Land wird immer von Gesundheitsökonomen und Health Technology Assessment-Experten als gutes Beispiel genannt.