Der 28. Juli ist der Welt-Hepatitis-Tag. 4000 Menschen sterben täglich an den Folgen einer Hepatitis-Erkrankung, allein in Österreich leiden 120.000 Menschen an Hepatitis B oder C, und jedes Jahr kommen rund 2000 Neu-Diagnosen dazu. Bereits im Jahr 2010 erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Virushepatitis als eine der globalen Gesundheitsbedrohungen unserer Zeit an.
An sich hat sich die Situation in den letzten Jahren gebessert. Die Hepatitis A ("Reisehepatitis") ist - genauso wie die Hepatitis B - seit vielen Jahren durch Impfung verhinderbar. In Österreich werden auch alle Kinder mittlerweile kostenlos gegen die über Blut und Sexualkontakte übertragbare Hepatitis B immunisiert.
Krank auf Reisen
Bei der Hepatitis A gibt es im Zuge von Auslandsreisen in Länder mit schlechterer Hygiene vor allem unter Kindern immer wieder Erkrankungen. Die Hepatitis A, im Akutfall oft eine Erkrankung mit belastenden Symptomen (Gelbsucht, Übelkeit etc.), heilt faktisch immer aus. Bei der Hepatitis B, die chronisch verlaufen kann, sind die Therapiemöglichkeiten noch immer eher begrenzt.
In den meisten Fällen chronisch verläuft die Hepatitis C, die beinahe ausschließlich über Blutkontakte übertragen wird. "185 Millionen Menschen sind weltweit mit Hepatitis C infiziert. 50 bis 80 Prozent der Infektionen werden chronisch. Nach 20 Jahren haben 15 bis 20 Prozent der Patienten eine Leberzirrhose. Jedes Jahr erkranken dann fünf Prozent dieser Menschen an Leberkrebs", sagt der deutsche Experte Michael Manns.
Plötzlich heilbar
In der Therapie von Hepatitis C hat sich die Situation in den vergangenen Jahren radikal verändert: Aus der fatalen Viruserkrankung, die die Leber langsam, aber sicher zerstört, wurde eine heilbare Krankheit. Aber: zu einem hohen Preis und nicht für jeden Betroffenen.
"In den Jahren zwischen 2001 und 2011 haben wir Patienten mit chronischer Hepatitis C bis zu 72 Wochen mit einer Kombinationstherapie von Interferon und Ribavirin gequält und nur 50 Prozent der Kranken geheilt. Heute gibt es die erste einmal täglich einzunehmende Tablette mit zwei Wirkstoffen. Die Heilungsrate liegt nach zwölf Wochen bei an die hundert Prozent", sagt Manns.
Teuerste Tablette
Diese Tablette ist unter dem Namen "Harvoni" auf dem Markt - und kostet 700 Euro pro Stück. Eine Therapie kann pro Patient zwischen 37.000 und 120.000 Euro kosten. Die Hersteller des Medikaments, die Pharmafirma Gilead, rechtfertigt diesen Preis mit "dem klinischen und ökonomischen Wert und der Bedeutung für die öffentliche Gesundheit" des Medikaments.
Aufgrund dieser Summen wird die Behandlung mit dem neuen Medikament in Österreich nur jenen Patienten bezahlt, die sich bereits in Endstadien (Stadium 3 und 4) der Erkrankung befinden. Das heißt: Leberzirrhose oder kurz davor. "Erst Schwerkranke zu behandeln, ist ethisch nicht vertretbar", sagte Angelika Widhalm, Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Hepatitis Hilfe Österreich.
Verhandlungen laufen
Dabei gilt Österreich noch als Inser der Seeligen: Es ist eines der fünf europäischen Länder, in denen die Krankenkassen überhaupt die Kosten übernehmen. Momentan laufen die Verhandlungen mit dem Hauptverband - eine Lösung wird für nächste Woche erwartet. Geht es nach den Patientenvertretern und medizinischen Fachgesellschaften, sollte Heilung dann für alle Betroffenen leistbar werden.