Der Fernseher, das Buch, das man nicht weglegen mag oder aktuell eine der vielen Weihnachtsfeiern: Sie alle verschieben die Schlafen-Geh-Zeit immer weiter nach hinten – auch weit nach Mitternacht. Dabei heißt es doch im Volksmund, der Schlaf vor Mitternacht sei der wichtigste weil erholsamste. „Ist das wirklich so?“, haben wir Boris Fugger, Leiter des Schlaflabors am LKH Villach, gefragt.
„Prinzipiell kommt es in der ersten Schlafphase öfter zu Tiefschlafphasen als später in der Nacht“, sagt Fugger. Dieser Tiefschlaf ist für die Regeneration des Körpers zentral: „Für den Körper ist der Tiefschlaf eine wichtige Erholungsphase“, sagt Fugger.
Für das Gedächtnis
In dieser Zeit schlafe man sehr ruhig, auch Atmung und Herzfrequenz werden gleichmäßig und bleiben stabil. „Speziell für unser Gedächtnis und die Denkleistung ist diese Schlafphase sehr wichtig“, sagt Fugger. Werde dieser Schlaf nämlich gestört – zum Beispiel durch Atemaussetzer, die Gehirn und Herz schädigen können –, sinkt die geistige Leistungsfähigkeit, und Konzentration sowie Aufmerksamkeit leiden. Auch das Immunsystem wird durch einen gestörten Tiefschlaf geschwächt.
Uhrzeit ist nicht entscheidend
Tiefschlafphasen braucht der Mensch also – dafür ist die Uhrzeit, wann man ins Bett geht, aber nicht ausschlaggebend. Die ersten zwei bis vier Stunden nach dem Einschlafen sollten möglichst ungestört sein, um dem Körper die Erholung im Tiefschlaf zu gönnen. Diese erste Zeit nach dem Einschlafen könne aber auch nach Mitternacht liegen.
Keine E-Mails im Bett
Ein weit wichtigerer Faktor für den erholsamen Schlaf ist laut Fugger die Schlafhygiene – die immer mehr verloren geht. „Bis zuletzt vor dem Schlafengehen werden E-Mails gelesen oder wird am Computer gearbeitet“, kritisiert Fugger. Dadurch beraubt man sich des nötigen Zur-Ruhe-Kommens vor dem Einschlafen – was wiederum das Einschlafen selbst zum Problem machen kann.
Schlafen, wenn man müde ist
Um sich abends nicht schlaflos im Bett zu wälzen, sollte man auf den Körper hören und dann ins Bett gehen, wenn man müde ist. „Man kann den Schlaf nicht erzwingen“, sagt Fugger. Ruhephasen vor dem Schlafen – ohne Fernsehen, ohne Smartphone – seien wichtig – und auch der Kopf müsse zur Ruhe kommen.
„Wenn man noch viele Gedanken im Kopf hat, sollte man die außerhalb des Schlafzimmers fertig denken“, sagt Fugger, und sich erst dann hinlegen. Zu der Uhrzeit, zu der man müde ist.
Sonja Saurugger