"An Psoriasis leiden weltweit ein bis drei Prozent der Bevölkerung, auch in Europa sind es 1,5 bis drei Prozent. Etwa ein Viertel haben moderate bis schwere Hautveränderungen, davon weisen 20 Prozent eine psoriatrische Arthropathie ("Gelenksrheuma" als Folge, Anm.) auf", sagte Dienstagnachmittag die St. Pöltener Spezialistin Christine Hafner (LKH) bei den österreichischen Ärztetagen in Grado (bis 9. Juni).

Auslöser

Die Psoriasis tritt am häufigsten zum ersten Mal um das 31. Lebensjahr auf. Es gibt mittlerweile schon mehr als ein Dutzend bekannte Genorte bzw. dort auftretende Mutationen, welche zu der Schuppenflechte beitragen dürften. Auslöser können dann zum Beispiel Streptokokken-Infektionen (Angina) sein. Bei 75 Prozent der Betroffenen kommt es zur Ausbildung von Schuppen-Plaques an der Oberhaut, am häufigsten am Ellbogen und an den Knien, oft auch an der Kopfhaut. Die Ursache: Bei der Psoriasis kommt es zu einer enormen Beschleunigung der Ausreifung der Hautzellen (Keratinozyten), was die Hautveränderungen betrifft. Dahinter stecken auch immunologische Veränderungen.

In vielen Fällen helfen vorübergehend Cortison-Zubereitungen (Salzben, Cremen etc.), auch in Mischung mit Acetylsalicylsäure. Daneben gibt es Vitamin D-Analoga und Vitamin A-Säurederivate. Eine Revolution bewirkte die ehemals vom Wiener Dermatologie-Pionier Klaus Wolff mitentwickelte PUVA-Bestrahlungstherapie (UVA mit Psoralen als Lichtverstärker). Allerdings, mit hohen Gesamtdosen an UVA-Licht geht die Rate von sekundären Hautproblemen bis hin zu Karzinomen der Haut in die Höhe. Christine Hafner: "Ich glaube, dass wir die PUVA-Therapie in einigen Jahren zur Medizin-Historie geben können."

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Moderne Biotech-Medikamente

Fumarsäureester-Präparate zum Einnehmen, welche bei einer minimalen immunsuppressiven Wirkung ein Ansprechen bei 66 Prozent der Patienten mit Psoriasis bewirken, sind ebenfalls eine gute Therapieform. Dazu kommen das Chemotherapeutikum Methotrexat und/oder in bestimmten Fällen relativ hoch dosiertes Cyclosporin A (sonst in der Transplantationsmedizin als Immunsuppressivum verwendet).

Vor allem bei moderaten bis schweren Fällen, ganz besonders, wenn zusätzlich noch Komplikationen wie Gelenksentzündungen mit der Gefahr irreversibler Schädigungen hinzu kommen, schieben sich moderne Biotech-Medikamente immer mehr in den Vordergrund. Monoklonale Antikörper bzw. Rezeptor-Konstrukte wie Infliximab, Etanercept oder Adalimumab machen den bei der Psoriasis vermehrt aktiven Entzündungsbotenstoff Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) unschädlich. Ustekinumab, ebenfalls ein monoklonaler Antikörper, wirkt gegen die Immunbotenstoffe Interleukin-12 und Interleukin-23.

Anfänglich größere Bedenken wegen der durch die Biotech-Medikamente bewirkten Schwächung des Immunsystems haben sich nicht bewahrheitet. Unter den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen (z.B. Untersuchung auf TBC) sind sie hoch wirksam und können eine schwere Schuppenflechte buchstäblich "abdrehen". Man brauche keine Angst haben, meinte die Expertin.