Etwa 26 Prozent, also ein gutes Viertel aller Jugendlichen in Österreich, die 15 Jahre alt sind, haben sich zumindest schon einmal selbst verletzt. Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist der Fachbegriff dafür, wenn sich Jugendliche zum Beispiel „ritzen“, also mit einem scharfen Gegenstand, die Haut verletzen. „Das Verhalten ist definiert als vorsätzliche direkte Beschädigung von Körpergewebe, die ohne suizidale Absicht unternommen wird und nicht sozial akzeptiert wird“, sagte Paul Plenner von der MedUni Wien gegenüber der Kleinen Zeitung.

Trigger für ein solches Verhalten können Postings in sozialen Medien wie Instagram oder Tiktok sein, dies wurde nun in einer Studie, ebenfalls von der MedUni Wien, bestätigt. „Visuelle Inhalte in sozialen Medien können erheblich zur Verstärkung des Selbstverletzungsdrangs beitragen, insbesondere bei bereits gefährdeten Jugendlichen“, sagte Erstautor Andreas Goreis von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien.

Jugendliche besser auf diese Inhalte vorbereiten

Um gegensteuern zu können, müssten Jugendliche besser auf den Umgang mit solchen Bildern vorbereitet werden. Als Prävention gegen solche Medieninhalte empfehlen die Forschenden „Maßnahmen zur Verbesserung emotionaler Regulationsfähigkeiten und Sensibilisierungsprogramme“. Denn, betroffene Jugendliche weisen eine erhöhte Aufmerksamkeit für Bilder von Selbstverletzungen auf. Diese Aufmerksamkeitsverzerrung - das verstärkte und schnellere Fixieren solcher Inhalte - erhöhe den Drang, sich selbst zu verletzen. Die Forschenden drängen deswegen darauf, Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu verstärken.

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In der Untersuchung wurden 14- bis 18-Jährige mit und ohne NSSV-Erfahrungen analysiert. Mit der sogenannten Eye-Tracking-Technologie wurden Blickrichtung und Dauer der Fixierungen auf unterschiedliche visuelle Reize gemessen. Zusätzlich wurden die Reaktionszeiten auf NSSV-Bilder gegenüber neutralen Bildern erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass vorbelastete Jugendliche „deutlich stärker auf Selbstverletzungsbilder reagieren als auf neutrale Inhalte und Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit von diesen abzuwenden“, berichteten die Studienautoren. Bei Texten, die sich mit Selbstverletzung befassen, sei dies hingegen nicht der Fall gewesen. Die Kontrollgruppe ohne NSSV-Vorgeschichte zeigte keine vergleichbare Reaktion auf die NSSV-Bilder. Für Jugendliche ohne entsprechende Vorerfahrung seien solche Inhalte offenbar weniger problematisch.