Ob für Neugeborene die so wichtige RSV-Prophylaxe in diesem Jahr verfügbar sein wird, war bis zuletzt unklar - wir haben hier darüber berichtet. Demnächst soll das vorbeugende Medikament gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) aber für alle Neugeborenen in Österreich verfügbar sein, wie das Gesundheitsministerium in einer Aussendung mitteilte. Die passive Immunisierung mit Beyfortus (Nirsevimab) wird noch vor Weihnachten kostenlos möglich sein. Damit könnten voraussichtlich alle Kinder in der ersten Lebenswoche immunisiert werden, bei denen von den Eltern ein Schutz gegen schwere Verläufe gewünscht ist.
Die Diskussion rund um dieses Präparat geht seit Monaten, dem Ministerium wird vorgeworfen, zu spät bestellt zu haben. Nun soll Hersteller Sanofi-Aventis dem Gesundheitsministerium bestätigt haben, in den kommenden Wochen eine erste Lieferung bereitzustellen. Weitere Lieferungen sind Anfang 2025 geplant.
In der Kages schon im Einsatz
Die Immunisierung durch eine einmalige Spritze in den Oberschenkel soll in einem ersten Schritt vor allem über Krankenhäuser abgewickelt werden, erläuterte das Ministerium. Eine Erweiterung auf weitere Altersgruppen (bis zum vollendeten ersten Lebensjahr) sei in Vorbereitung. Zum Schutz von Kindern mit einem erhöhten Risiko wird zusätzlich auch weiterhin die RSV-Prophylaxe Synagis (Palivizumab) eingesetzt. Die Kosten werden von der Krankenversicherung übernommen.
Im Kinderzentrum des Universitätsklinikums in Graz sowie am LKH Hochsteiermark wird die neue Prophylaxe seit 19. November an kleine Risikopatienten verabreicht. Im Sommer starteten die beiden Kages-Häuser eine „unabhängige Beschaffung“, wie die Kages in einer Aussendung mitteilte. „Es ist erfreulich, dass nun viele Säuglinge mit dieser Maßnahme vor schweren Atemwegsinfektionen geschützt werden. Für uns gilt es nun, die Eltern rasch und gut verständlich über diese Möglichkeit zu informieren“, sagt Reinhold Kerbl vom LKH Hochsteiermark. Auch in Bezug auf die vom Ministerium beschafften Mengen meinte der Kinderfacharzt: „Gleichzeitig müssen wir schnell dafür die Verteilungs- und Verabreichungslogistik planen, damit die Impfungen noch rechtzeitig vor der RSV-Welle verabreicht werden können.“
Einer RSV-Infektion entgeht fast kein Kind. Laut Schätzungen erkranken pro Jahr rund 54.600 Kinder in Österreich daran. Pro Jahr müssen etwa 1.100 Kinder in Österreich deshalb im Spital behandelt werden. Betroffen sind vor allem die Allerjüngsten. Etwa die Hälfte der hospitalisierten Kinder sind weniger als drei Monate alt. Etwa ein Viertel sind jünger als ein halbes Jahr. Auch eine Verbindung zu Asthma dürfte gegeben sein. Durch die Immunisierung können in Österreich jährlich Hunderte Krankenhausaufenthalte vermieden werden, betonte das Ministerium.
Diskussion über Finanzierung führte zu Verzögerungen
Im August hatten sich Bund, Länder und Sozialversicherung darauf geeinigt, die RSV-Prophylaxe für Neugeborene und Kleinkinder im kostenfreien Kinderimpfprogramm anzubieten, erläuterte das Gesundheitsministerium. Unterschiedliche Vorstellungen über die Finanzierung hätten die Bestellung beim Hersteller zuvor monatelang verzögert.