„Die typische Osteoporose-Patientin, der typische Patient, ist meistens sportlich, ernährt sich ausgewogen, führt ein gesundes Leben“, erzählt Internistin und Stoffwechselexpertin Karin Amrein. Die Diagnose Osteoporose kommt für viele als Schock, und sie fragen die Expertin: Warum ich? „Nun, weil das Risiko für diese Erkrankung sehr hoch ist“, antwortet Amrein in Folge. Jede zweite Frau und jeder fünfte Mann ist vom fortschreitenden Knochenabbau betroffen. In Österreich wird geschätzt, dass 370.000 Frauen und 90.000 Männer betroffen sind.

Osteoporose schreitet über Jahre hinweg voran, oft unbemerkt. Dabei nimmt die Dichte sowie die Festigkeit der Knochen ab, und zwar in einem größeren Ausmaß, als dies bei gesunden Menschen im Zuge der Alterung der Fall ist. In Folge wird das Skelett instabiler, Knochen brechen leichter. Späte Anzeichen können eine Verringerung der Körpergröße oder Rückenschmerzen durch unerkannte Wirbelbrüche sein. Oft ist aber ein klassischer Knochenbruch das erste Symptom. Vor allem wichtig: Das Risiko steigt mit fortschreitendem Alter. Doch man kann effektiv vorbeugen. „Deswegen ist es wichtig, über sein Risiko Bescheid zu wissen“, sagt Amrein. Das sollte rund um den 50. Geburtstag bzw. die Menopause passieren.

Welche Faktoren das Osteoporoserisiko erhöhen

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Zwei Fragen kann man für sich selbst beantworten, sagt Amrein. Gibt es in der Familie, etwa bei Eltern oder Großeltern, Brüche, die auf Osteoporose zurückzuführen sind? Das sind Brüche, die nach Stürzen aus stehender Höhe erfolgt sind. „Bis zum Beweis des Gegenteils ist hier Osteoporose als Ursache anzunehmen“, sagt die Expertin. Die zweite Frage lautet: Habe ich selbst schon einmal einen Bruch gehabt, der jemand anderem so nicht passiert wäre? Hat man nach der Beantwortung den Verdacht, an Osteoporose zu leiden, sollte man sich an seinen Hausarzt, seine Hausärztin bzw. einen Osteoporose-Experten zur weiteren Risikoabklärung wenden. Dieser kann zur weiteren Abklärung zum Beispiel eine Knochendichtemessung anordnen und klinische Risikofaktoren erheben.

Internistin und Stoffwechselexpertin Karin Amrein
Internistin und Stoffwechselexpertin Karin Amrein © LKH Graz

Doch was bestimmt das Risiko? Nun, zum einen die familiäre Vorbelastung. Ebenso erhöhen die hormonellen Veränderungen der Menopause (Wechsel) das Osteoporoserisiko. Selbes gilt auch für einige Vorerkrankungen, etwa Diabetes, Zöliakie, rheumatische Erkrankungen oder Brustkrebs. Auch bei Laktoseintoleranz ist die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken, erhöht. Ein Risikofaktor sind auch bestimmte Medikamente, darunter Cortison oder sogenannte Säureblocker, die im Falle von Reflux oder Sodbrennen verschrieben werden.

Wie man mit Ernährung Osteoporose vorbeugen kann

Positiv ist aber, dass man das Risiko selbst beeinflussen kann. Und zwar auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen wäre die Ernährung zu nennen. So sollte man darauf achten, ausreichend Eiweiß und Kalzium zu sich zu nehmen. Vor allem bei Menschen, die unter Laktoseintoleranz leiden, kann das schwierig werden. Amrein rät aber, nicht auf spezielle vermarktete Protein-Produkte zurückzugreifen. „Diese sind meist hoch verarbeitet und stark zuckerhaltig“, sagt die Expertin. Sie rät auf natürliche Eiweißquellen zurückzugreifen: Griechisches Joghurt und Skyr, Nüsse, Eier oder aber Tempeh, Tofu oder auch Soja-Granulat. Grundsätzlich sollte ein erwachsener Mensch täglich rund ein Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen.

Für starke Knochen ist auch Kalzium, das vor allem in Milch und Milchprodukten enthalten ist, essenziell. Doch dieses geht Hand in Hand mit einem ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel. Denn die Kalziumaufnahme aus der Ernährung funktioniert nicht, wenn man unter Vitamin-D-Mangel leidet. „Vitamin D ist kein Wundermittel, aber es ist eine wichtige Grundvoraussetzung“, sagt Amrein. Vitamin-D-Präparate sollten eingenommen werden, wenn ein Mangel festgestellt worden ist. Rauchen kann den Knochenabbau ebenso beschleunigen wie übermäßiger Alkoholkonsum.

Starke Muskeln, starke Knochen

Vorbeugen bzw. das Fortschreiten der Osteoporose verlangsamen, kann man durch Bewegung und Sport. „Vor allem Frauen konzentrieren sich eher noch auf Ausdauersportarten, aber Kraft,- Koordinations- und Gleichgewichtstraining ist in Bezug auf Osteoporose noch wichtiger.“ Laufen, schnelles Gehen, aber auch Hüpfen bzw. Seilspringen wirken sich positiv aus. Zweimal pro Woche sollte man Krafttraining betreiben, „mit wenigen Wiederholungen, dafür aber mehr Gewicht“, betont Amrein. Denn es ist wichtig, Muskelkraft wie auch -masse zu erhalten bzw. aufzubauen. Denn: Schwinden die Muskeln, geht das mit einem deutlich erhöhten Sturz- und Knochenbruchrisiko einher. „Der Muskel ist der beste Freund im Alter“, betont die Expertin.