Österreicherinnen und Österreicher fühlen sich im Vergleich zum Vorjahr wieder gesünder. Das ergab der Austrian Health Report, der von IFES gemeinsam mit Pharmahersteller Sandoz, erhoben wurde. Befragt wurden 1000 Personen über 16 Jahren. Demnach beurteilen sieben von zehn Befragten ihren eigenen Gesundheitszustand als (sehr) gut. Das entspricht fast dem Wert aus Vor-Pandemie-Zeiten.
Auch die Einschätzung in Bezug auf die psychische Gesundheit hat sich gebessert. 68 Prozent fühlen sich mental sehr fit. Auffallend ist aber, dass bei den unter 30-Jährigen nur 54 Prozent ihre psychische Gesundheit als (sehr) gut einstufen. Zum Vergleich: In der Generation 60 plus sind es 83 Prozent. „Die Krisen der letzten Jahre haben vor allem bei jüngeren Menschen Spuren hinterlassen“, sagte Reinhard Raml, IFES-Geschäftsführer, bei der Pressekonferenz am Dienstagvormittag.
Abgefragt wurden auch die Zufriedenheit mit dem heimischen Gesundheitssystem. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist mit der heimischen Gesundheitsversorgung an sich zufrieden, das ist gegenüber 2023 eine leichte Steigerung (45 Prozent). Die Befragung zeigte aber auch, dass sich „die Meinung zu ungleichen medizinischen Leistungen und Qualität bei den Menschen zu verfestigen scheint“, sagte Raml. Oder anders ausgedrückt, das Thema „Zwei-Klassen-Medizin“ wird als veritables Problem bewertet. „Ich bin schockiert, dass Menschen glauben, dass sie, wenn sie mehr zahlen, die bessere Versorgung bekommen“, sagte Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Kurie der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien. Nachsatz: „Es dauert vielleicht länger, aber die Behandlung ist meinem Erachten nach die gleiche.“
Wer mehr zahlt, bekommt mehr
Sie unterstreicht aber jenen Wunsch, den die Befragten auch im Rahmen des Austrian Health Reports geäußert haben. Mehr Ärztinnen und Ärzte bzw. mehr Pflegepersonal, damit diese den Patientinnen wieder mehr Zeit entgegenbringen und auch die Wartezeiten auf Termine bzw. für Eingriffe kürzer werden. „Wenn Patienten ein Wahlarzt 150 Euro wert ist“, warum sei dann der Kassenarzt der Politik nur 7,20 Euro wert, so ihre Frage zum Ärztemangel im solidarischen System. Da müsse man ansetzen, denn einen Ärztemangel per se gebe es nicht. „Wartezeiten auf Termine und Operationen schlagen auch bei uns als Thema häufig auf“, bestätigte Michaela Wlattnig, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Patienten- und Pflegeanwälte Österreichs. Sie sieht aber auch die fehlende Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung als ein Problem, das angegangen werden muss. „Patienten fehlt unter anderem die Navigationskompetenz im Gesundheitssystem.“
Kürzere Wartezeiten, mehr medizinisches Personal sind die stärksten Forderungen an eine neue Bundesregierung. Hingegen ist der Wunsch nach mehr Vorsorge bzw. mehr gratis Vorsorgeangeboten laut dieser Befragung in der Bevölkerung wenig ausgeprägt. „Vorsorge ist wichtig, denn sie ist immer günstiger als Nachsorge“, sagt Kamaleyan-Schmied. „Dabei geht es aber nicht um erspartes Geld, sondern um erspartes Leid.“ Als Beispiel nannte die Ärztin etwa die steigenden Adipositaszahlen vor allem bei Kindern. „Wir müssen schon bei Kindern in Gesundheitskompetenz, was gesunde Ernährung und Bewegung bedeuten, investieren.“