Wartezeiten sind aktuell in vielen Bereichen des österreichischen Gesundheitssystems ein Problem. So zum Beispiel auch, wenn es um die Entfernung der Mandeln geht, wie Wolfgang Luxenberger, Bundesfachgruppenobmann der Ärztekammer für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, hervorhebt. „Wir sehen in einigen Bundesländern Wartezeiten von über einem Jahr, auch bis zu eineinhalb Jahren“, sagt der HNO-Facharzt, der in Frohnleiten eine eigene Ordination betreibt.

Mandel-Operationen (medizinisch: Tonsillektomie) oder auch die Entfernung der Polypen (Adenotomie) gehören zu den häufigsten Eingriffen im Fachgebiet der HNO. Gerade bei Kindern können Gaumen- wie Rachenmandeln stark vergrößert sein, was die Atmung behindern kann. Wuchsstörungen des Kiefers durch chronische Mundatmung, aber auch länger bestehende Hörstörungen können die Folge sein. Zudem können auch gehäuft Atemwegsinfekte auftreten. „Zwischen vier und sechs Jahren entwickeln sich Kinder stark weiter“, sagt Luxenberger. „Bleibt ein beidseitiges Hörproblem über Monate bestehen, kann das zur Verzögerung der Sprachentwicklung und auch der Regelschulreife führen.“

Die längsten Wartezeiten zwischen einem Jahr und 18 Monaten sind in Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und Wien zu verzeichnen. „In Einzelfällen müssen dort die Wartezeiten sogar mit Hörgeräten überbrückt werden“, weiß Luxenburger. Am schnellsten kommt man übrigens in Tirol dran, dort liegt die Wartezeit bei unter einem Monat. In Kärnten sind es zwölf Monate.

Mandel-OP: Wie lange Kinder in der Steiermark warten

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In der Steiermark seien diese gerade noch tolerabel. Meldet man sich jetzt zum Beispiel für eine Mandel-OP an, wartet man an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Graz aktuell bis Juni 2025, also acht Monate, auf den Termin. Diese „vertretbaren und im nationalen Bereich guten“ Wartezeiten seien auch auf den Ausbau der Tagesklinik in den letzten Jahren zurückzuführen, so Klinikvorstand Markus Gugatschka. Durch diesen Ausbau konnten die Zahlen bei Kindern unter zwölf Jahren im Jahr 2024 um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden.

Bei den Barmherzigen Brüdern in Graz stellt sich die Situation laut dem Vorstand der Abteilung HNO, Christian Walch, ähnlich dar. Meldet man aktuell einen Mandel-OP-Termin für sein Kind ebendort an, bekommt man einen Termin im Mai 2025, Erwachsene müssen bis Juni warten. Um den Bedarf decken zu können, wurden die Kapazitäten in den OPs aufgestockt, 20 Kinder können nun pro Woche operiert werden. So hofft man, die Wartezeiten bei den „Barmherzigen“ verkürzen zu können.

Die Ursachen für die langen Wartezeiten

Doch woran liegt es, dass sich die Wartezeiten im HNO-Bereich verlängern? Der Mangel an Pflegepersonal ist der Hauptgrund. „OPs hätten wir ja genug“, sagt Luxenberger. Aber an Pflegekräften wie auch an Kinderanästhesisten fehlt es in den meisten Häusern. Zusätzlich gibt es einen gewissen Rückstau noch aus Pandemiezeiten, denn in diesen konnten weniger Operationen durchgeführt werden.