Treppensteigen fühlt sich an wie Hochleistungssport, beim Spaziergang in der Ebene komme ich außer Atem, an Wandern ist nicht mehr zu denken: So kann Atemnot das Leben nach und nach einschränken. Atemnot, die sich über Jahre hindurch entwickelt und immer massiver wird, kann ein Alarmsignal für eine Vielzahl von Erkrankungen sein, erklärt Gabor Kovacs von der Abteilung für Pneumologie an der LKH-Universitätsklinik Graz bei der heurigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.

„Typisch ist, dass eine beginnende Atemnot in vielen Fällen bagatellisiert und nicht ernst genommen wird. So kann sie sich über die Jahre hinweg schleichend entwickeln. Irgendwann merken die Patienten: Ich kann meinen Freizeitbeschäftigungen wie Wandern nicht mehr nachgehen“, erklärt Kovacs. In diesen Fällen seien sehr häufig Herz- und Lungenkrankheiten die Ursache. Zu den infrage kommenden Lungenkrankheiten zählen Atemwegs- oder Lungengewebekrankheiten, aber langfristige Atemnot kann auch auf Erkrankungen der Lungengefäße, wie Lungenhochdruck hinweisen. Neuesten Schätzungen zufolge leidet zumindest ein Prozent der Bevölkerung an Lungenhochdruck. Spürt man eine solche Atemnot bei Belastung, sollte der erste Weg zum Hausarzt, zur Hausärztin führen, denn dahinter kann sich eine Vielzahl von Herz- und Lungenkrankheiten verbergen. Es gilt, die Ursache zu finden.

Gabor Kovacs, Abteilung für Pneumologie an der LKH-Universitätsklinik Graz
Gabor Kovacs, Abteilung für Pneumologie an der LKH-Universitätsklinik Graz © Krisztian Juhasz

Lungenhochdruck: Was ist das eigentlich?

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Der Experte erklärt, was bei Lungenhochdruck passiert: Durch krankhafte Prozesse kann es zu Umbauten in der Wand der Lungengefäße kommen, mit der Folge, dass das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann. Dadurch muss das Herz mehr arbeiten und der Blutdruck erhöht sich. Wenn der Blutdruck in den Lungenarterien dauerhaft erhöht ist, spricht man von Lungenhochdruck. „Dieser Zustand kann den rechten Teil des Herzens, der das Blut in die Lunge pumpt, schädigen und zu einem rechtsseitigen Herzversagen führen, das tödlich enden kann“, erklärt Kovacs. Lungenhochdruck ist oft mit einer bestehenden Herz- oder Lungenkrankheit verbunden, kann aber auch als Spätfolge einer Lungenembolie oder als eigene Erkrankung der Lungengefäße auftreten.

Um dem Fortschreiten von Lungenhochdruck vorzubeugen, ist es wichtig, diesen möglichst frühzeitig zu erkennen bzw. die Krankheit zu finden, die dahintersteckt und diese zu behandeln. Lungenhochdruck wird aber oft erst spät erkannt. „Denn die Diagnostik und Therapie sind aufgrund der vielen möglichen Ursachen ausgesprochen komplex“, sagt Spezialist Kovacs.

Daher gilt: „Tritt bei bestehender Lungen- oder Herzkrankheit Atemnot auf und ist diese nicht durch die Grunderkrankung erklärbar, muss immer an Lungenhochdruck gedacht werden“, betont Kovacs. Gerade im Bereich der medikamentösen Behandlung hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Kovacs erklärt zusammenfassend: „Wir gewinnen laufend neue Erkenntnisse: Für Patientinnen und Patienten, für die es vor 25 Jahren noch keine ursächliche Therapie gab, steht mittlerweile eine große Zahl von Medikamenten zur Verfügung.“

Gleichzeitig gibt es auch eine Reihe von begleitenden Maßnahmen, die die Lebensqualität von Betroffenen verbessern können: So seien Impfungen sehr wichtig, um eine mögliche Verschlechterung des Allgemeinzustands vorzubeugen. Die spezielle Lungen-Reha und ein gezieltes Trainingsprogramm könne die Fitness von Betroffenen verbessern – hier sei aber auch Vorsicht geboten, um Patientinnen und Patienten nicht zu überlasten.