1. Was sind Mykoplasmen?
Es handelt sich dabei um Bakterien, die beim Menschen die Atemwege infizieren können – allerdings sind diese Bakterien in ihrem Aufbau „atypisch“, wie Volker Strenger, Infektionsspezialist an der LKH-Kinderklinik in Graz erklärt. „Das führt dazu, dass jene Antibiotika, die wir typischerweise oft zur Behandlung von Lungenentzündungen einsetzen, bei Mykoplasmen nicht wirken.“ Auch die ausgelösten Entzündungen in der Lunge zeigen ein atypisches Erscheinungsbild: Die erkrankte Lunge sieht im Röntgenbild anders aus als bei anderen Lungenentzündungen.
2. An welchen Krankheitssymptomen zeigt sich die Infektion?
Kinder mit einer Mykoplasmen-Infektion haben meist einen langwierigen Husten, Fieber kann, muss aber nicht auftreten. Oft seien betroffene Kinder „weniger krank“ als man es von anderen Lungenentzündungen kenne. Aber: „Wir sehen auch durch Mykoplasmen sehr schwere Verläufe, die dazu führen, dass erkrankte Kinder Sauerstoff benötigen.“ Eine Mykoplasmen-Infektion zu erkennen, sei auch für Ärztinnen und Ärzte schwierig: Wichtig sei, daran zu denken, wenn die üblichen Antibiotika nicht wirken.
3. Wie können Lungenentzündungen mit Mykoplasmen behandelt werden?
Laut Strenger gibt es mehrere Gruppen von Antibiotika, die gegen Mykoplasmen gut wirken – es sind nur nicht die typischen, Penicillin-ähnlichen Substanzen. Zum Arzt, zur Ärztin sollte man jedenfalls gehen, wenn ein anhaltender Husten für das betroffene Kind quälend ist. Selten könne eine Mykoplasmen-Infektion auch ein anderes Organ des Körpers befallen, zum Beispiel das Gehirn oder starke Hautreaktionen auslösen.
4. Wer ist vor allem betroffen?
Mykoplasmen-Infektionen treten vor allem bei Kindern ab dem Schulalter auf, allerdings können auch Erwachsene davon betroffen sein. Auf der Abteilung für Infektiologie am LKH Graz werden auch vermehrt Patienten mit Lungenentzündungen durch dieses Bakterium behandelt.
5. Warum gibt es jetzt eine Welle?
Generell kommen Mykoplasmen in Wellen, die alle drei bis sieben Jahre auftreten. Dass es nun aber auffallend viele Fälle gebe, könne auch an einem Nachholeffekt nach den Pandemiejahren liegen. Viele respiratorische Erkrankungen wurden durch die Pandemie-Maßnahmen, vor allem durchs Maskentragen, stark zurückgedrängt – nach Ende der Maßnahmen treten sie verstärkt auf, da die natürliche Immunität in der Bevölkerung abgenommen hat. Das traf auf RSV ebenso zu wie auf Streptokokken-Infektionen oder die Influenza – und nun eben auf die Mykoplasmen.