Sie versprechen Entgiftung, schönere Haut oder Entspannung in stressigen Phasen: Der Wellness-Trend der „Drip Bars“ fasst mehr und mehr auch hierzulande Fuß. Sie stellen eine schnelle Verbesserung der Gesundheit in Aussicht – jedoch, ohne dass der medizinische Nutzen nachgewiesen wäre: Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) äußert Bedenken gegenüber den sogenannten „Drip Bars“. Diese Einrichtungen bieten intravenös Infusionen mit hochdosierten Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Substanzen an. Sie versprechen schnelle Gesundheitsverbesserungen und eine Steigerung des Wohlbefindens, doch die DGIM warnt eindringlich: Für solche Behandlungen lasse sich kein medizinischer Nutzen nachweisen. Wer tatsächlich an einem Vitamin- oder Mineralstoffmangel leide, solle dies unbedingt ärztlich abklären und therapieren lassen.

In den „Drip Bars“ können sich Interessierte Kombinationen hochdosierter Vitamine, Mineralstoffe und anderer Substanzen per Infusion intravenös verabreichen lassen. „Aus medizinischer Perspektive handelt es sich bei den teils sehr hochpreisigen Infusionen um reine Geldmacherei ohne nachgewiesenen gesundheitlichen Nutzen“, sagt Jan Galle, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren am Klinikum Lüdenscheid.

Teure Wellness-Anwendung unter medizinischem Deckmantel

Problematisch ist aus Sicht des Mediziners, dass die Betreiber von Drip Bars für viel Geld gesundheitliche Vorteile anpreisen, die sich nicht nachweisen lassen. „Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass gesunde Menschen, die nicht an einem Mangel leiden, durch solche Infusionen einen gesundheitlichen Vorteil erlangen“, sagt auch Georg Ertl, Internist, Kardiologe und Generalsekretär der DGIM.

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Für Gesunde seien die hochdosierten Infusionen damit teure, aber wirkungslose Wellness-Anwendungen. Für Menschen mit Vorerkrankungen können sie sogar ernsthafte Gefahren darstellen. „Insbesondere Personen mit Nierenschädigungen sollten von solchen Lifestyle-Infusionen Abstand nehmen, da es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann“, warnt Nierenspezialist Galle.

Wie bei jeder Art von Injektion besteht auch bei Infusionen das Risiko für Infektionen an der Einstichstelle, allergische Reaktionen auf die verabreichten Substanzen sowie Kreislaufprobleme durch schnelle Flüssigkeitszufuhr. Daher sollte die Verabreichung von Infusionen immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, betont die DGIM.

Mangelerscheinungen ärztlich abklären lassen

Die DGIM rät dringend davon ab, sich ohne fundierte ärztliche Beratung und Überwachung Infusionen in solchen Einrichtungen verabreichen zu lassen. „Wer sich gesundheitlich schwach, abgeschlagen oder erschöpft fühlt, sollte die Hausärztin oder den Hausarzt konsultieren, um mögliche Ursachen abzuklären und bei Bedarf eine fachgerechte Behandlung zu erhalten“, empfiehlt Internist Ertl.

Um einem Mangel an Nährstoffen und Vitaminen vorzubeugen, reiche es für die meisten Menschen aus, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. „Eine abwechslungsreiche Kost, die reich an frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß ist, versorgt den Körper mit allen notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen“, erklärt Galle.