Kopfschmerzen, meist einseitig, häufig pochend – das ist das Hauptsymptom einer Migräne. Aber eine Migräne ist viel mehr als nur bloßer Kopfschmerz. Einerseits wird diese von anderen Symptomen begleitet, zum Beispiel Seh- oder Wortfindungsstörungen, Übelkeit sowie Erbrechen. Andererseits kann Migräne die Lebensqualität von Betroffenen massiv einschränken. „Für uns Betroffene sind nicht nur die Migräneanfälle selbst qualvoll. Auch die Angst vor der nächsten Attacke beeinträchtigt unser Leben – beruflich wie privat – mitunter massiv“, schildert Kassandra Steiner, Leiterin der Selbsthilfeorganisation Kopfweh.
Migräneattacken können hartnäckig sein, sie können sich von einigen Stunden bis zu 72 Stunden hinziehen. In dieser Zeit sind viele Betroffene extrem geräusch- und/oder lichtempfindlich. Für viele muss während dieser Zeit der Alltag eine Pause einlegen. „Der Wecker läutet viel zu früh! Ich bin abgeschlagen und die Nachwirkungen meiner gestrigen Migräne sind deutlich zu spüren. Meine Augen möchte ich schließen, im Bett bleiben und mich erholen …, aber ich muss zur Arbeit; es waren schon zu viele Krankenstandstage in diesem Jahr … Ich muss funktionieren!“, erzählt Steiner aus dem Migräne-Alltag.
Und dennoch, viele Betroffene werden belächelt, werden nicht ernst genommen – es sind ja „nur“ Kopfschmerzen. Doch dieser Sichtweise widerspricht Sonja-Maria Tesar, medizinische Direktorin des LKH Wolfsberg und Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Klinikum Klagenfurt. Es sei enorm wichtig, Migräne ehestmöglich zu diagnostizieren. Bleibt sie unbehandelt, fördert dies ein Fortschreiten der Erkrankung und aus einer episodischen kann sich eine chronische Migräne entwickeln. „Dazu kommt, dass mit steigender Häufigkeit der Attacken auch Angst und Depression zunehmend als Begleitsymptom auftreten. Auch die Gefahr des sogenannten Medikamentenübergebrauch-Kopfschmerzes steigt“, sagt Tesar. Denn, wenn Betroffene keine Diagnose und nicht die entsprechende Therapie bekommen, wird versucht, die Attacken mit Eigenmedikation in den Griff zu bekommen.
Wie Migräne therapiert werden kann
Wer Symptome hat, die auf das Vorliegen einer Migräne hindeuten, sollte diese ärztlich abklären lassen. Etwa wenn man häufig Kopfschmerzen hat oder wenn man Tabletten nehmen muss, um den Alltag zu bewältigen. Die Therapie fußt in Folge auf mehreren Säulen. „An erster Stelle steht eine wirksame medikamentöse Akuttherapie“, sagt Tesar. Unterstützend kann man diese mit anderen nicht-medikamentösen Maßnahmen kombinieren. Darunter fallen Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen, Biofeedback, ausreichend Bewegung und das Vermeiden von Auslösern wie Stress und bestimmte Substanzen in der Ernährung.
„Bei höherer Attackenfrequenz ist auch eine medikamentöse Prophylaxe angeraten“, erklärt Tesar. Eine solche ist eine Antikörpertherapie. Verabreicht wird diese per Fertigpen einmal monatlich oder als Infusion viermal pro Jahr. „Frequenz und Intensität der Attacken nehmen ab, die Lebensqualität nimmt zu, der Bedarf an Akutmedikation sinkt“, sagt Tesar. Für diese Art der Therapie kommen Migräne-Betroffene infrage, die zumindest vier Migränetage pro Monat zu verzeichnen haben.