502 bestätigte Masernfälle – 2024 ist ein absolutes Rekordjahr. Zum Vergleich: im letzten Jahr wurden in ganz Österreich 186 Fälle verzeichnet. Während der Pandemiejahre gab es kaum Fälle, 2019, also im Jahr vor dem Covid-Ausbruch waren es 151. In der Steiermark ist die Lage laut Andrea Grisold von der Med-Uni Graz aktuell ruhig. Der letzte Fall wurde in der Kalenderwoche 28 im Juli verzeichnet. Ähnliches gilt für Kärnten.

Ein Faktor für die enorm hohen Masernzahlen sind eingeschleppte Fälle, vor allem aus Osteuropa. Vor allem in Rumänien ist die Zahl der Maserninfektionen hoch. In Österreich treffen die Masernviren auf eine nicht ausreichend durchgeimpfte Bevölkerung. Die von der WHO als Ziel ausgegebene Durchimpfungsrate von 95 Prozent wird in kaum einer Altersgruppe erreicht. „Sie ist de facto in allen Altersgruppen zu gering“, sagt Monika Redlberger-Fritz vom Institut für Virologie der Med-Uni Wien. So kommt es immer wieder zu Ausbrüchen. Denn die Masern gehören zu den ansteckendsten Erregern überhaupt. Ein Infizierter steckt bis zu 18 weitere Personen an.

Impfpass nach Lücken durchforsten

Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung ist in Österreich im Kinderimpfprogramm enthalten und in ganz Österreich – auch für Erwachsene – bei öffentlichen Impfstellen kostenlos erhältlich. Ab dem neunten Lebensmonat können Babys gegen die Masern geimpft werden, verabreicht werden zwei Dosen im Abstand von drei Monaten. Aber viele Eltern lassen ihre Kinder aus Sorge oder Skepsis nicht impfen. Die Folge sind gefährliche Impflücken. So waren zum Beispiel laut dem „Kurzbericht Masern 2023“ im letzten Jahr nur 78 Prozent der Zweijährigen vollständig geimpft, bei den Vierjährigen waren es mit 80 Prozent geringfügig mehr.

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Auch bei den jungen Erwachsenen tun sich Impflücken auf. Der Grund: Aufgrund des in den 1960er Jahren gestarteten Impfprogramms ging die Viruszirkulation vor rund 30 Jahren zurück, das bedeutete, weniger Menschen infizierten sich mit den Masern. Gleichzeitig wurden manche schon geimpft, manche noch nicht. „Menschen um die 30, 40 Jahre sollten ihren Impfpass kontrollieren“, rät Redlberger-Fritz. Scheinen zwei Dosen eines Masernimpfstoffes auf, braucht man nichts weiter zu tun. Ist nur eine Dosis oder gar keine dokumentiert, sollte man die Impfung unbedingt nachholen. Hat man den alten Impfpass nicht mehr, kann man sich auch auf Antikörper testen lassen, um festzustellen, ob man geschützt ist. Übrigens: Nach vollständiger Immunisierung besteht der Impfschutz ein Leben lang.

Maserninfektion kann lebensgefährlich werden

Dieser Impfschutz ist enorm wichtig, da Masern lebensgefährlich werden können. Zwar heilt die Erkrankung im Normalfall ohne gröbere Probleme ab, aber sie können das Immunsystem über Monate schwächen. Infektionen mit anderen Erregern können dann die Folge sein. Eine von 1000 erkrankten Personen entwickelt eine akute Gehirnentzündung (Enzephalitis), die bei 25 Prozent tödlich endet. Als subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) wird eine sehr seltene Gehirnhautentzündung bezeichnet, die erst Jahre nach der eigentlichen Infektion auftritt. Diese verläuft immer tödlich. Sie kommt bei einer bis fünf von 10.000 Infektionen vor. Infiziert man sich in der Schwangerschaft mit Masern, ist das Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt massiv erhöht.