Wie bleiben die Augen gesund?

Immer mehr Kinder sind kurzsichtig: Diese Entwicklung beobachten Mediziner und Experten seit Jahren. Ein Grund dafür: „Ein zu kurzer Leseabstand und zu lange Bildschirmzeiten können bei Kindern einen negativen Einfluss auf das Augenlängenwachstum haben“, erklärt Kurt Otter, der steirische Landesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker und Optometristen. Bereits 81 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen sind täglich im Internet, und das auf Geräten wie Tablets, Smartphones oder internetfähigen Fernsehern. Und dieses viele „Nahsehen“ hat Folgen: Bereits 27 Prozent der 16-Jährigen sind kurzsichtig – das heißt, sie sehen in der Nähe gut, aber in der Ferne unscharf. Laut Berechnungen könnten im Jahr 2050 bereits 50 Prozent der Weltbevölkerung kurzsichtig sein. Bei der Entwicklung einer Myopie, so der Fachbegriff für Kurzsichtigkeit, spielen die Gene zwar eine Rolle, der Einfluss externer Faktoren wird jedoch oft unterschätzt, zeigt Otter auf. „Eltern können für die Augengesundheit ihrer Kinder mehr tun als sie denken.“

Immer mehr Kinder sind kurzsichtig

Der wichtigste Tipp: viel Zeit im Freien verbringen! Das belegt auch eine aktuelle Studie aus China mit 3.000 Kindern: Dabei zeigte sich, dass die Kinder, die mehr Zeit im Freien verbrachten und mehr natürlichem Licht ausgesetzt waren, seltener kurzsichtig wurden. Laut Otter sollten Kinder mindestens eine Stunde pro Tag im Freien verbringen – auch im Herbst und Winter. Ein weiterer wichtiger Tipp: Bildschirmzeit reduzieren! Bei Smartphone & Co. ist der Blick auf kurze Distanzen gerichtet – dadurch wird das Längenwachstum des Auges gefördert und damit steigt auch das Risiko für Kurzsichtigkeit. Daher sollte die Bildschirmzeit für Kinder auf das Notwendigste beschränkt werden – und Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Der Mindestabstand zum Bildschirm sollte zudem 30 Zentimeter betragen.

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Besteht bereits eine Kurzsichtigkeit, ist diese nicht heilbar, aber: Das Fortschreiten kann verzögert werden. Spezielle Augentropfen, Kontaktlinsen oder Brillengläser können das Wachstum des Augapfels bremsen. Um eine Sehschwäche rechtzeitig zu erkennen, sollten Kinderaugen regelmäßig untersucht werden: Otter empfiehlt einen Sehtest im Vorschulalter und während der Schulzeit einmal pro Jahr. Denn: Oft kann hinter Lernschwierigkeiten eine unerkannte Sehschwäche stecken.

Was gehört in die Jausenbox?

Der Grundstein für einen guten Schultag wird schon morgens gelegt: Generell sollte man sich jeden Tag Zeit fürs Frühstück nehmen, denn eine ausgewogene erste Mahlzeit am Tag versorgt Kinder mit Energie. "Man sollte darauf achten, dass man ein gutes Getreide anbietet", erklärt Christine Hutter, Diätologin mit einem Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendernährung. Eine Möglichkeit: ein Vollkornbrot mit Belag, den das Kind gern mag – etwa Marmelade, Käse oder ein Aufstrich. Auch ein Müsli versorgt mit Energie, allerdings sollte man darauf achten, Fertigmischungen, die oft mit viel Zucker versehen sind, zu meiden. Mischt man das Müsli mit Joghurt, sollte man auf Naturjoghurt zurückgreifen. "Wenn ein Kind gar nicht frühstücken möchte, dann sollte es wenigstens etwas trinken, bevor es das Haus verlässt", sagt die Expertin.

Gemüse, Obst und Vollkorngetreide gehört immer in die Jausenbox
Gemüse, Obst und Vollkorngetreide gehört immer in die Jausenbox © Evgeny Karandaev

Bei der Jause selbst gilt: Es sollte immer frisches Obst oder Gemüse eingepackt werden. Dabei sollte man, darauf achten, dass dieses saisonal und regional ist. Apfelspalten, Heidelbeeren, Gurken, Karotten – erlaubt ist, was den Kindern schmeckt. Auch immer mit von der Partie sollte Getreide sein. Entweder in Form eines Vollkornbrotes oder -weckerls, man kann aber auch ein Müsli mit in die Schule geben. Zusätzlich sollte ein Eiweißlieferant Platz in der Jausenbox finden. "Das muss nicht immer Wurst oder Schinken sein, auch Käse oder ein pflanzlicher Aufstrich wie Hummus bietet sich an", sagt Hutter. Als gesundes Knabberzeug bieten sich Nüsse an, zumindest zweimal in der Woche sollten diese mitgegeben werden.

Wie kommen Kinder in Bewegung?

Der Schulstart bedeutet für Kinder auch: durchschnittlich 8,5 Stunden täglich am Schreibtisch sitzen. Sitzende Freizeittätigkeiten wie Computerspielen, Lesen oder Fernsehen kommen noch dazu. Die Folge: Kinder und Teenager sitzen zu viel und beanspruchen ihre Muskulatur zu wenig. Was man tun kann, um Haltungsschäden vorzubeugen und wieder in Bewegung zu kommen, erklärt Orthopäde Leo Pauzenberger: „Die wichtigste und einfachste Maßnahme ist das dynamische Sitzen.“ Dynamisch zu sitzen bedeutet, die Sitzposition alle zehn Minuten bewusst zu verändern. Aus orthopädischer Sicht sei alles erlaubt, solange man in Bewegung bleibt: aufrecht sitzen, Beine überschlagen, ein Bein am Sessel, Schneidersitz, sogar lümmeln. Darüber hinaus gilt es, die Muskulatur zu aktivieren: „In der Pause sollten Schülerinnen und Schüler unbedingt aufstehen, ein paar Schritte gehen, sich lockern und bewegen“, empfiehlt Pauzenberger.

Die wichtigste und einfachste Maßnahme ist das dynamische Sitzen
Die wichtigste und einfachste Maßnahme ist das dynamische Sitzen © Adobe

Wie viel Bewegung Kinder brauchen, hängt vom Alter ab: Im Alter von drei bis sechs Jahren sollten sich Kinder rund drei Stunden pro Tag bewegen. Ab sechs bis 18 Jahren sollte es zumindest eine Stunde intensive Bewegung pro Tag sein. Für kleinere Kinder steht der spielerische Umgang mit Bewegung im Vordergrund: Kinder sollten viel Zeit im Freien verbringen und sich spielerisch bewegen, also laufen, hüpfen und klettern. Fangenspielen oder Ballspielen helfen, die grobmotorischen Fähigkeiten zu trainieren. Das Balancieren auf einem Balken und das Klettern auf Spielplätzen stärkt das Gleichgewicht. Spiele im Wasser, Schwimmen oder Tanzen fördern das Körpergefühl und die Koordination. Ab dem Schulalter (6-18 Jahre) sollte die Bewegung intensiver und strukturierter werden. Sportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, oder Mannschaftssportarten wie Fußball stärken das Herz-Kreislauf-System. Leichtathletik, Kraftsport und Gymnastik trainieren Kraft und Bewegungsfähigkeiten, die später in vielen Sportarten von Nutzen sind. Und: „Eltern sollten ihren Kindern einen aktiven Lebensstil vorleben“, sagt der Orthopäde – indem man möglichst viele Wege zu Fuß oder mit dem Rad erledigt und gemeinsam sportlich aktiv ist.

Wie sitzt die Schultasche richtig?

Die Ergotherapeuten vom LKH-Uniklinikum Graz empfehlen: Der optimale ergonomische Sitz der Schultasche ist vollflächig am Rücken anliegend und endet ungefähr auf Schulterhöhe und oberhalb des Gesäßes. Breite und gut gepolsterte Tragegurte sind ein Muss! Die Schultasche sollte nicht schwerer als 1,5 Kilo sein. Schwere Gegenstände wie z.B. Bücher rückennah platzieren, einseitige Belastungen z.B. durch Trinkflaschen verhindern, um den Kinderrücken bestmöglich zu entlasten.

Der optimale ergonomische Sitz der Schultasche ist vollflächig am Rücken anliegend
Der optimale ergonomische Sitz der Schultasche ist vollflächig am Rücken anliegend ©  K. Remling/ LKH Uniklinikum Graz