Schon geringe physische Aktivität verbessert bei übergewichtigen und adipösen jungen Erwachsenen Stoffwechselparameter. Das hat ein deutsch-österreichisches Team in Acht-Stunden-Experimenten ähnlich der modernen Arbeitswelt vieler Menschen herausgefunden. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in „Diabetes, Obesity and Metabolism“ publiziert.

„Nach unserem besten Wissen hat bisher keine Studie den Zusammenhang zwischen sitzendem Lebensstil, Zuckerstoffwechsel und der autonomen Herz-Regulation in der Hochrisiko-Gruppe junger Erwachsener mit Übergewicht und Adipositas untersucht“, schrieben Sascha Hoffmann (Universität Bayreuth) und seine Co-Autoren, unter ihnen auch Andreas Rössler von der Abteilung für Physiologie und Pathophysiologie der MedUni Graz.

Genormte Mahlzeiten zu vorgegebenen Tageszeiten

Im Grunde genommen „imitierten“ die Wissenschafter für ihre Untersuchungen den Berufsalltag vieler Menschen in der heutigen Arbeitswelt. 17 Probanden (davon acht Frauen) im mittleren Alter von 23,4 Jahren und einem mittleren Body-Mass-Index von 29,7 (Gruppe im Mittel knapp unter der Adipositas-Schwelle eines BMI von 30; mittleres Körpergewicht: 90,1 Kilogramm) und einem HbA1c-Wert (Parameter für mittelfristige Blutzuckerkontrolle) von 5,4 Prozent (kein Diabetes) durchliefen ein umfangreiches Testprogramm.

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Die Probanden erhielten genormte Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen) zu vorgegebenen Tageszeiten. Dann verbrachten sie entweder acht Stunden nur sitzend, nur stehend (Stehpult), durften während der acht Stunden für insgesamt zweieinhalb Stunden vom Sitzen ins Stehen wechseln oder sollten auf einem Laufband mit einer Geschwindigkeit von 1,6 Kilometer pro Stunde langsam gehen. Während des Tests wurden Bluttests durchgeführt.

Auch wenig Bewegung senkt den Blutzuckerspiegel

Die Hauptergebnisse, so die Wissenschafter: „Verglichen mit SIT (ausschließlich Sitzen; Anm.) war der Blutzuckerspiegel unter allen anderen Umständen (Stehen, Wechsel zwischen Sitzen und Stehen, Gehen; Anm.) in dem Acht-Stunden-Mittel immer geringer, statisch signifikant war das im Vergleich zu WALK (ständiges langsames Gehen; Anm.). Der Blutzuckerspiegel zwei Stunden nach dem Frühstück war im WALK-Experiment um sieben Prozent niedriger als im SIT-Test.“ Über die Testläufe hinweg steigerte sich dieser Effekt von zwei Prozent weniger Blutzuckerkonzentration beim bloßen Stehen kontinuierlich in den Tests mit jeweils etwas mehr körperlicher Aktivität (Wechsel zwischen Sitzen und schließlich Gehen). Nach dem Mittagessen trat diese Wirkung allerdings nicht auf.

Damit zeige sich, dass ein Vermeiden oder die Unterbrechung von lang andauernder Immobilität (Sitzen) durch ein wenig Gehen mit niedriger Intensität schon eine signifikant Blutzuckersenkende Wirkung bei jungen Erwachsenen mit Übergewicht und Adipositas habe. Außerdem registrierten die Experten eine verbesserte Herzfrequenzvariabilität, was für ein besseres Funktionieren des Organs spricht.