Eine Darmspiegelung kann offenbar auch einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs geben. Das haben Wiener Experten anhand der Informationen aus rund 350.000 Koloskopien zur Darmkrebsvorsorge herausgefunden. Vor allem bei großen oder bereits in Richtung Entartung gehenden Darmpolypen ist offenbar Vorsicht geboten. „Derzeit ist ein Screening auf Magenkrebs nur in Ländern mit einer großen Häufigkeit der Erkrankung kosteneffektiv“, stellten jetzt Jasmin Zessner-Spitzenberg von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und ihre Co-Autoren in „Endoscopy International Open“ fest. Allerdings fehle bisher eine Möglichkeit, Personengruppen mit hohem Risiko für Karzinome des oberen Verdauungstraktes zu definieren, um die Treffgenauigkeit zu erhöhen.

Die Wissenschafter analysierten deshalb die Daten von 349.856 Darmkrebs-Screening-Untersuchungen. Die betroffenen Personen wurden im Mittel 5,22 Jahre lang nachverfolgt. Insgesamt hatten 4,5 Prozent der Probanden Darmpolypen von mehr als einem Zentimeter oder bereits mit signifikanten Zellveränderungen in Richtung Krebs (hochgradige Dysplasie; Anm.) gehabt. Es kam zu 384 Todesfällen durch Krebs des oberen Verdauungstraktes, speziell durch Magenkrebs.

Hier ergab sich eine Verbindung zwischen den Koloskopiebefunden und späteren Magenkarzinomen. Screening-Teilnehmer mit Darmpolypen von mehr als einem Zentimeter Größe oder mit hochgradig dysplastischen Polypen hatten ein um die Hälfte größeres Risiko für Krebs des oberen Verdauungstraktes. Zukünftige Studien sollten zeigen, ob ein darauf abgestimmtes integriertes Screening (Darm- und Gastroskopie) wirksam sei, schrieben die Fachleute.

Regelmäßige Darmkrebsvorsorge ab 45 Jahren

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Die Österreichische Krebshilfe rät zur regelmäßigen Darmkrebsvorsorgeuntersuchung ab 45 Jahren. Eine Koloskopie sollte dann alle zehn Jahre absolviert werden. Eine Alternative kann ein FIT-Stuhltest zumindest alle zwei Jahre sein. In Österreich erkranken pro Jahr rund 4.600 Menschen an Darmkrebs, etwa 2.000 Betroffene sterben daran. Experten kritisieren seit langem, dass es kein flächendeckendes Screeningprogramm gibt und die Beteiligung an den Vorsorgeuntersuchungen zu gering ist.