Bei Erwachsenen sind die Auswirkungen und die möglichen Nebeneffekte der Verwendung oraler Verhütungsmittel gut erforscht. Innsbrucker Wissenschafter haben jetzt für Herz und Kreislauf wichtige Parameter in Verbindung mit dem Gebrauch der „Pille“ bei Jugendlichen untersucht. Ein wesentliches Ergebnis: Die jungen Frauen weisen deutlich höhere Cholesterinwerte als Nicht-Benutzerinnen der Pille auf.

Anna Staudt von der Innsbrucker Universitäts-Kinderklinik (Pädiatrie II) und ihre Co-Autoren haben den potenziellen Einfluss der hormonellen Empfängnisverhütung auf den Fettstoffwechsel - in vielfacher Weise langfristig entscheidend für Herz-Kreislauf-Erkrankungen - im Rahmen der großen „Early Vascular Ageing-Tyrol Study“ untersucht. „Orale Kontrazeptiva gehören zu den am weitesten verbreiteten Verhütungsmaßnahmen bei Erwachsenen und bei Jugendlichen. Trotzdem wurden die Effekte der oralen Kontrazeptiva auf die Blutfettwerte bei Jugendlichen noch nicht gut untersucht“, schrieben die Wissenschafter jetzt im „Journal of Adolescent Health“.

Die Wissenslücken klingen erstaunlich. Immerhin, so die Wissenschafter: „In Österreich berichten 52 Prozent der weiblichen Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren von oralen Kontrazeptiva als ihre Methode der Empfängnisverhütung.“ Bei erwachsenen Frauen ist der Gebrauch der „Pille“ mit erhöhten Triglyceridkonzentrationen im Blut in Verbindung gebracht worden. Die Erkenntnisse zum Einfluss der hormonellen Kontrazeption auf das „böse“ LDL-Cholesterin waren zum Teil widersprüchlich.

Junge Frauen: Erhöhtes Cholesterin

Signifikante Unterschiede gab es bei den Blutfettwerten: Die jungen Frauen, welche die „Pille“ verwendeten, wiesen mit im Mittel 179,6 Milligramm Gesamtcholesterin pro Deziliter Blut deutlich höhere Werte als Probandinnen ohne Verwendung hormoneller Kontrazeptiva auf (162,4 Milligramm pro Deziliter Blut). Auch beim „bösen“ LDL-Cholesterin zeigten sich mit 106,4 Milligramm pro Deziliter („Pille“-Benutzerinnen) bzw. 94,6 Milligramm pro Deziliter (ohne hormonelle Empfängnisverhütung) deutliche Unterschiede. In etwa gleich waren hingegen die „guten“ HDL-Blutfettwerte.

Jedenfalls sollten diese Erkenntnisse in Beratung und Aufklärung von jungen Frauen einfließen, welche die Verwendung der „Pille“ in Betracht ziehen. Die Innsbrucker Wissenschafter: „Wir haben eine unabhängige Verbindung zwischen dem Gebrauch hormoneller Kontrazeption und Blutfettwerten und deren Veränderung über die Zeit hinweg in einer großen Gruppe von gesunden weiblichen Jugendlichen gezeigt. Diese Veränderungen sind besonders relevant für Jugendliche mit noch weiteren Risikofaktoren für Blutfett-Stoffwechselstörungen oder anderen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren.“