Schlangenbiss: Ruhe bewahren und ruhigstellen

Zunächst einmal: Die Chance, in Österreich von einer Giftschlange gebissen zu werden, ist wirklich gering: Die Häufigkeit liegt bei zwei bis drei Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr. „Ja, in Summe sind Schlangenbisse hierzulande sehr selten, es kommt aber immer wieder vor“, sagt Steve Müller-Muttonen, Primarius des Arbeitsmedizinischen und Arbeitspsychologischen Instituts Kärnten (AMI). In so einem Fall gilt jedenfalls: Ruhe bewahren, denn ein Biss einer heimischen Giftschlange ist im Normalfall nicht lebensgefährlich. „Wichtig ist, die betroffene Körperstelle ruhig zu stellen, denn durch Bewegung verteilt sich das Gift schneller im Körper“, sagt Müller-Muttonen. Weiters: Den Notruf 144 absetzen, Ringe von den Fingern abnehmen, da es zu Schwellungen kommen kann. Durch das Schlangengift kann es lokal zu Schmerzen, einer Schwellung und einer Entzündung kommen. Auch systemische Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen, Schwindel und ein Abfall des Blutdrucks können auftreten. Was man im Notfall jedenfalls nicht tun sollte: Versuchen, das Schlangengift mit dem Mund abzusaugen. „Das bringt nichts, es können dadurch maximal drei Prozent des Giftes aus dem Körper gebracht werden“, sagt Müller-Muttonen – gleichzeitig riskiert der „absaugende“ Helfer sich selbst zu vergiften. Auch ein Abbinden des Körperteils oder ein Erhitzen der Bissstelle sollte man unterlassen – das führe zu Verletzungen und bringe nichts, unterstreicht Müller-Muttonen.

Sechs Schlangenarten gibt es in Österreich, nur zwei davon sind giftig – und die erkennt man schon auf den ersten Blick, erklärt Helga Happ, Reptilienexpertin vom Reptilienzoo Happ in Klagenfurt. „Die heimischen Giftschlangen sind die Kreuzotter und die Hornviper und man erkennt sie am typischen Zickzack-Muster“, sagt Happ. In höheren Lagen können die Giftschlangen auch tiefschwarz sein. Heuer läuft das Telefon der Schlangenexpertin bereits heiß, denn: „Durch das verregnete Frühjahr konnten Schlangen lange nicht fressen, jetzt nutzen sie die Wärme auf Gartenwegen oder -mauern und werden von Gartenbesitzern entdeckt, die die Schlangen sonst nicht bemerkt hätten“, sagt Happ. Auch einige Giftschlangenbisse hätte es heuer schon gegeben, sagt die Expertin.

Um diesen Notfall zu vermeiden, gilt: Beim Wandern festes, hohes Schuhwerk und lange Hosen tragen und mit festem Schritt auftreten. „Schlangen spüren die Erschütterung und können sich rechtzeitig verziehen“, sagt Happ. Begegnet man trotzdem einer Schlange, gilt jedenfalls: stehen bleiben und Abstand zu halten. Erkennt man das typische Zickzack-Muster der Giftschlangen, sollte man einen Umweg gehen und der Schlange ja nicht zu nahe kommen oder gar versuchen sie anzugreifen. „Eine Schlange beißt immer nur zur Selbstverteidigung“, sagt Happ – aber dann so blitzschnell, dass man keine Chance hat auszuweichen. Handelt es sich um keine Giftschlange, könne man sich laut Happ am Anblick erfreuen, denn: „Schlangen sind durch den schwindenden Lebensraum bei uns schon so selten geworden.“

Wespenstich kann zu allergischem Schock führen
Wespenstich kann zu allergischem Schock führen © SKYLER EWING

Wespenstich: Wann es gefährlich wird

Es ist mit die häufigste Ursache für den lebensbedrohlichen Notfall allergischer Schock (med.: Anaphylaxie): der Insektenstich. Wespen und Bienen sind dabei die wichtigsten Allergieauslöser, bis zu vier Prozent der Menschen in Österreich reagieren allergisch auf deren Stiche. Schon der erste Stich kann das Immunsystem sensibilisieren, sodass es schon beim zweiten Stich zu einer heftigen Reaktion kommen kann. Laut Dominik Eicher vom steirischen Roten Kreuz gilt es zwischen ungefährlichen und gefährlichen Reaktionen nach einem Insektenstich zu unterscheiden: „Eine lokale Reaktion mit Schwellungen, Rötung und Schmerzen rund um die Einstichstelle, ist noch unproblematisch. Erst wenn weitere Symptome dazukommen, wie eine Hautrötung, ein Nesselausschlag oder Juckreiz, die den ganzen Körper betreffen, sind das Alarmzeichen für eine schwere Reaktion.“

Ein allergischer Schock kann im schlimmsten Fall bis zum Herz-Kreislaufstillstand führen, und das innerhalb weniger Minuten – treten Atemnot, Schwellungen im Rachen oder Bewusstseinsstörungen auf, muss man daher sofort reagieren. „Wichtig ist, denn Insektenstachel zu entfernen und sofort den Notruf 144 abzusetzen“, sagt Eicher. Ist die Insektengiftallergie bekannt, müssen die Notfallmedikamente, meist in Form eines Autoinjektors, eingenommen werden. „Bis der Notarzt eintrifft, gilt es zu kühlen, mit nassen Tüchern von außen und Eis von innen, vor allem wenn der Hals geschwollen ist“, sagt Eicher. Der Betroffene sollte, solange er oder sie ansprechbar ist, mit aufrechtem Oberkörper gelagert werden, um die Atmung zu erleichtern. Ist der Betroffene nicht mehr ansprechbar, sollte er in die stabile Seitenlage gebracht werden – sollte keine Atmung mehr feststellbar sein, muss mit der Reanimation begonnen werden.

Dominik Eicher, Rotes Kreuz
Dominik Eicher, Rotes Kreuz © Rotes Kreuz/Koch

Die gute Nachricht für Insektengift-Allergiker: Die sogenannte Allergen-spezifische Immuntherapie, wobei das Immunsystem über mehrere Jahre lernt, den Allergieauslöser zu tolerieren, wirkt bei ihnen besonders gut. „Allergien auf Insektengifte können wir mit der Immuntherapie fast vollständig wieder heilen“, sagt Allergieexperte Gunter Sturm (MedUni Graz). Schon nach zwei Monaten dieser Therapie bestehe bei Insektengift-Allergikern ein gewisser Schutz.

Feuerqualle

Feuerqualle: Rasierschaum statt Urin

Sie möchte man im Urlaub am Meer nicht treffen: die Feuerqualle. Das Tückische an Quallen ist ihre Durchsichtigkeit. Dadurch bemerkt man auch eine Feuerqualle trotz leichter Färbung im Wasser womöglich zu spät. „Und selbst wenn man denkt, der Körper sei schon an einem vorbei, können noch die langen Tentakel folgen“, sagt Christopher Dolz von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Diese langen, dünnen Fäden der Gelben Haar- oder Nesselqualle, wie sie eigentlich heißt, haben es in sich. Ihre Nesselzellen enthalten ein Gift, das die Haut reizt. Diese wird rot, schmerzt, juckt und kann Quaddeln bilden. „Sogar eine am Strand liegende Qualle kann diese Symptome bei Berührung noch auslösen“, warnt Christopher Dolz. Die gute Nachricht: Solch ein Kontakt ist zwar äußerst unangenehm, aber in der Regel harmlos.

Erste Sofortmaßnahme: Die Haut mit Salzwasser abspülen. „Nicht mit Süßwasser oder Alkohol, denn das würde dafür sorgen, dass die Nesselzellen sich öffnen und die Schmerzen noch verschlimmern“, sagt Dolz. Danach hilft es, die betroffenen Hautstellen mit Rasierschaum zu bedecken. „Den haben Rettungsschwimmer zur Hand“, sagt Dolz. Der Schaum sollte etwas antrocknen und kann dann mit einer Kreditkarte oder etwas Ähnlichem abgeschabt werden. „Nicht mit der Hand entfernen“, sagt Dolz, „sonst verbrennen Sie sich die auch.“ Der Schaum bindet die Nesselzellen, eine nicht ganz so gute Alternative dazu ist Sand. Zum Lindern der Beschwerden ist Essig beliebt, hier sollten Sie aber nur eine schwache Lösung wie Speiseessig auftragen, sonst wird die Haut möglicherweise erneut gereizt. Daneben helfen vorsichtiges Kühlen und Antihistaminika-Salben. Dennoch werden die Symptome ein paar Tage andauern.