Hört man den Begriff „Ozempic“ denkt man fast unweigerlich „Abnehmspritze“. Dass dieses Medikament eigentlich entwickelt wurde, um Typ-2-Diabetes zu behandeln, wird seit dem Hype, der um dieses Präparat entstanden ist, häufig vergessen. Dabei spielt weniger der Marktname des Medikamentes des Pharmakonzerns Novo Nordisk eine Rolle, als vielmehr der Wirkstoff, der enthalten ist: Semaglutid. Dieser hilft, den Blutzuckerhaushalt zu kontrollieren. Zudem hat dieser Wirkstoff auch eine „Nebenwirkung“ – nämlich Gewichtsverlust.

Mittlerweile ist Semaglutid nicht mehr der einzige Wirkstoff. Schon vor diesem auf dem Markt waren Präparate mit Liraglutid, ein neuerer Wirkstoff ist Tirzepatid, vertrieben wird dieser vom Unternehmen Eli Lilly unter dem Namen „Mounjaro“. Nun stellt sich die Frage: Welcher Wirkstoff ist effektiver, wenn es darum geht, Gewicht zu verlieren? Die Antwort darauf versuchten Forschende, um Nicholas Stucky vom US-Unternehmen Truveta zu finden. Sie analysierten Daten von rund 18.000 Erwachsenen, die an Fettleibigkeit oder Übergewicht leiden und mit Semaglutid und Tirzepatid behandelt wurden. Die Effekte von Liraglutid wurden in dieser Arbeit nicht bewertet.

Nebenwirkungen bei Semaglutid und Tirzepatid ähnlich

Erfasst wurde, ob ein Gewichtsverlust von mindestens fünf, zehn oder 15 Prozent erreicht wurde und wie sich das Gewicht nach drei, sechs und zwölf Monaten Therapie entwickelt hatte. Es zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten, die Tirzepatid erhielten, merklich häufiger einen Gewichtsverlust erreichten. Zudem waren die Veränderungen des Gewichts bei ihnen im Mittel größer.

Einige Daten im Detail: Knapp 82 Prozent der mit Tirzepatid behandelten Personen erreichten fünf Prozent oder mehr Gewichtsverlust, mit Semaglutid waren es rund 67 Prozent. Eine Reduktion um 15 Prozent oder mehr erreichten rund 42 Prozent (Tirzepatid) und 18 Prozent (Semaglutid).

Die Nebenwirkungen, die zum Teil die Lebensqualität verringern können, waren demnach bei beiden Wirkstoffen ähnlich, auch die Häufigkeit ähnelte sich. Als Nebenwirkungen bekannt sind Magen-Darm-Problemen wie Übelkeit, Durchfall und Verstopfung.

Die Studie bestätigte auch, dass übergewichtige Menschen ohne Typ-2-Diabetes im Mittel mehr Gewicht verlieren als Patienten mit dieser Diagnose. Einschränkend gibt das Team um Stucky zu bedenken, dass für die Studie die Behandlung mit Medikamenten betrachtet wurde, die zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen sind. „Künftige Studien sind erforderlich, um Versionen zu vergleichen, die zur Gewichtsreduktion zugelassen sind.“ Nötig seien zudem Analysen dazu, wie gut die Wirkstoffe im Vergleich Herz-Kreislauf-Probleme und andere Folgen von Übergewicht vermindern.

Jo-Jo-Effekt nach dem Absetzen

Erwähnt wird zudem ein auffälliges Detail: Mehr als die Hälfte der einbezogenen Frauen und Männern brachen die Behandlung ab. Der Anteil unterschied sich dabei bei Tirzepatid und Semaglutid wenig. Der jeweilige Grund wurde nicht erfasst, erläutern die Forschenden. Denkbar seien unter anderem unerwünschte Nebenwirkungen, die hohen Kosten der selbst zu zahlenden Therapie oder Engpässe bei der Erhältlichkeit der Präparate.

Die hohe Abbruch-Rate ist vor allem deshalb bedenklich, weil mehrere Studien gezeigt haben, dass es dann zum Jo-Jo-Effekt kommt: Das Gewicht steigt nach dem Absetzen wieder deutlich – wir haben hier darüber berichtet. Die Wirkstoffe müssen für einen anhaltenden Effekt also quasi lebenslang verwendet werden - wobei die Langzeitfolgen noch unklar sind.