Die Sommerferien ziehen ins Land, viele denken an Urlaub und freuen sich auf ein paar freie Tage. Allerdings verlaufen bei so manchen diese freien Tage anders als gewollt. Denn zahlreiche Ordinationen füllen sich wieder mit Patientinnen und Patienten. Man hat das Gefühl, zahlreiche Menschen im eigenen Umfeld sind krank.

Diese Wahrnehmung täuscht nicht, sagt Andreas Bergthaler von der Meduni Wien im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Die Viruslast ist im Steigen. Wir sind am Beginn einer neuen Welle.“ Dieser Anstieg ist auch an den Zahlen des Abwassermonitorings ersichtlich. Hier werden Proben aus 48 Kläranlagen in ganz Österreich ausgewertet, abgedeckt sind etwa 60 Prozent der Bevölkerung. Der langsame, aber stetige Anstieg ist schon seit Mitte April zu beobachten, in Wien fällt dieser am stärksten aus. Dahinter folgen mit einigem Abstand Salzburg und Tirol.

Neue Varianten entkommen dem Immunsystem besser

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Der vorrangige Grund für die steigenden Fallzahlen dürften neue Varianten von Sars-CoV-2 sein, vor allem KP.3 und KP.2 scheinen sich am schnellsten auszubreiten. Diese beiden sind nur zwei von mehreren, sogenannten FLiRT-Varianten, die alle Abkömmlinge der JN.1-Variante sind, die im Winter in Österreich dominant war. „Mitte Juni entfielen mehr als 50 Prozent der Viruslast im Abwasser auf FLiRT-Varianten“, sagt Bergthaler.

Den Varianten ist gemein, dass sie sich dadurch auszeichnen, dass sie unser Immunsystem wieder um ein Stück besser umgehen können. „Das bedeutet, wir brauchen mehr Antikörper, um das Virus neutralisieren zu können.“ Keine wissenschaftliche Evidenz gibt es bislang in Bezug auf veränderte, eventuell schwere Krankheitsverläufe. Die Symptome dürften auch weiterhin Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und auch Fieber umfassen.

Aktuell werden die Covid-Impfstoffe angepasst, die Empfehlungen der WHO und auch der EMA lauten, dass die neuen Impfstoffe JN.1 als Antigen nutzen sollten. „Aus aktueller Sicht scheint das gut zu passen, aber auch die aktuell verfügbaren Covid-Impfstoffe schützen weiterhin vor schwerer Erkrankung“, sagt Bergthaler. Ältere Menschen und Risikopersonen, die schon länger keine Impfung bzw. Infektion mehr hatten, sollten zumindest vorsichtig sein oder ihren Impfschutz auffrischen.

Die Ursachen für den Anstieg sind schwer festzumachen, es dürfte eine Mischung mehrerer Faktoren sein. Zum einen entkommen die neuen Varianten wie gesagt dem Immunsystem besser als ältere, zum anderen nimmt der Immunschutz schrittweise ab, da sich sehr wenige Menschen impfen lassen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Veranstaltungen – etwa EM-Public-Viewings –, die dieser Tage stattfinden, ebenso ein erhöhtes Ansteckungsrisiko bergen. „Wie genau sich diese aufbauende Sommerwelle in den kommenden Wochen im Detail entwickeln wird, ist aber schwer zu sagen“, sagt Bergthaler.  ­